: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Der Zweck von Kolumnen wie dieser ist es ja unter anderem, im überbordenden Veranstaltungsangebot so etwas wie Trends aufzuspüren. Und in dieser Woche geht der Trend eindeutig zum Monolog. Der Theaterdiscounter hat dieser Theaterform unter dem Stichwort „Einzelkämpfer“ gleich ein ganzes Festival gewidmet, um ihre Dialektik als Scharnier zwischen radikaler Subjektivität und gesellschaftlicher Relevanz zu untersuchen. Die Kuratoren haben bekannte Akteure der freien Szene eingeladen, um sich mit der Sache zu befassen, darunter Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen sowie die stadttheaterflüchtige Schauspielerin Anne Tismer. Monologisiert wird von Donnerstag bis Sonntag. Am Sonntag geht es dann weiter in der Berliner Schaubühne, allerdings mit einem anderen Monolog-Projekt. Das palästinensische Ashtar-Theater hat nach dem letzten Krieg in Gaza betroffenen Jugendlichen die Frage gestellt, was der Krieg mit ihnen gemacht hat. Theater auf allen Kontinenten wurden inzwischen dafür gewonnen, die so entstandenen „Gaza-Monologe“ zu präsentieren. Die Berliner Präsentation findet Sonntag unter Mitwirkung Jugendlicher aus den Jugendtheaterclubs der Stadt statt. Ab heute nimmt außerdem Piloti storti, das Ensemble der Spastikerhilfe Berlin, das Motto „Mit neuem Mut“ des europäischen Jahrs zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung ernst und verlässt die geschützten Grenzen einer Bühne. Die Aktion „Wir werden gesehen!“ findet heute um 12 Uhr vor dem Rathaus Schöneberg und am Freitag um 17 Uhr im U-Bahnhof Alexanderplatz statt. Von der Unfähigkeit einer von Konflikten zerrissenen Gesellschaft zur Schaffung einer besseren Welt handelt Maxim Gorkis Stück „Kinder der Sonne“. Stephan Kimmigs Inszenierung ist ab Freitag im Deutschen Theater zu sehen. Kein Monolog.
■ Einzelkämpfer-Monologe: Theaterdiscounter, Do.–So.
■ „Gaza-Monologe“: Schaubühne, So.
■ Piloti storti: Di., Rathaus Schöneberg; Fr., U-Bhf. Alexanderplatz
■ „Kinder der Sonne“: Deutsches Theater, ab Fr.