piwik no script img

■ QUERBILDEs lebe unsere DDR

Erinnert sich noch jemand an den Lipsi? Dieser Modetanz wurde in den 50er Jahren in der DDR getanzt und dort auch nur für die Kameras der Wochenschau. Irgendwelche Bürokraten hatten ihn sich ausgedacht, um die Jugend vor dem schädlichen Rock'n'Roll-Virus aus dem Westen zu schützen. Jahre später wurde der Lipsi denn auch als peinlichster Fehlschlag der Kulturpolitik bezeichnet. Thomas Hausner montiert in seiner Collage zur DDR-Geschichte den Lipsi-Bericht und die spätere Selbstkritik hintereinander und bringt damit zweierlei zum Ausdruck: Man darf den Bildern der Nachrichtensendungen nicht trauen. Aber so doof waren die Ossis nicht, daß sie das nicht selber gemerkt hätten. Der Wessi Hausner verzichtet angenehm auf Besserwisserei, zielt nicht in erster Linie auf „unfreiwillige Komik“ – obwohl es genug zum Lachen gibt –, sondern vermittelt anhand alter Wochenschauen und Werbefilme ein kompaktes Bild der DDR-Geschichte. Nach den unsäglichen „Aufklärungsrollen“ der vergangenen Jahre macht Hausner uns Hoffnung, daß es für den ambitionierten Kompilationsfilm, die Zweitverwertung alten Filmmaterials, vielleicht doch einen Platz im Kino geben könnte. Der Film endet dagegen nicht sehr hoffnungsvoll. Das Quietschen der Betten im sozialistischen Urlaubshotel ist ein Alarmsignal, das von den Feiern zum 40. Geburtstag der Republik gerade noch übertönt wird. Doch dann erscheint schon Helmut Kohl und verspricht, daß es vielen besser und niemandem schlechter gehen werde. Hans-Arthur Marsiske Metropolis: 4.5., 21.15 Uhr, 6.+9. 5., 17 Uhr, sowie 7.5., 19.15 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen