Es kriselt beim FC Bayern: Ausgleich der Gerechtigkeit

… und der Herbst ihres Missvergnügens: Die Bayern schlingern wie jahreszeitüblich durch die Liga.

Deprimierter Neuer, jubelnde VfB-ler.

Ein schönes Bild: Der eine trauert, die anderen triumphieren Foto: dpa

Es war fast wie früher. Der FC Bayern lag bis kurz vor Schluss auch deshalb mit einem Tor vorne, weil der Schiri eine mindestens strittige Szene blind zu ihren Gunsten ausgelegt hat. Kimmich fällt mal hin – klar, muss Foul sein, überprüfen wir erst gar nicht. Doch dann, es war bereits Nachspielzeit in der Münchener Arena im Spiel gegen den VfB Stuttgart, erinnerte sich Schiedsrichter Christian Dingert ans Prinzip der ausgleichenden Gerechtigkeit und pfiff Elfmeter – für den VfB. Serhou Guirassy nahm Maß. Endstand 2:2.

Solche Szenen gibt es selten in einer Saison: Ein möglicher Skandal, eine im Grunde unfassbare Bevorteilung des FCB wird noch im selben Spiel wieder ausgebügelt, und der tapfere Gegner nutzt die Chance zum Punktgewinn. In München hängt daraufhin vorm großen Duell mit dem anderen FCB (aus Barcelona) wieder der Haussegen schief, zumindest offiziell. Thomas Müller ist „sauer auf uns selbst“ und vermisst dort die Galligkeit, wo Chef Oliver Kahn früher mal die Eier vermisste; auch wird das Gegrummel ob der taktischen Experimente des Trainers Nagelsmann wieder eine Spur lauter als sonst. Gegen Stuttgart versuchte er es mit einem 4-3-2-1 und ohne die beiden mit „é“, also Sané und Mané; im Mittelfeld gönnte er neuen Kräften Spielzeit. Langfristig könnte er mit diesem Rotationsprinzip recht behalten: Die Saison wird hart und ungewöhnlich wegen der Winter-WM im Land der bayerischen Trainingslager.

Andererseits: Man weiß gar nicht, was alle Welt will. Es ist Herbst, traditionell die Jahreszeit, in dem der FCB vorübergehend schwächelt. Nach exzellentem Start und zwei Kantersiegen weiß man in bayerischen Spielerkreisen, dass man die Liga eh nach Belieben beherrscht, was soll da die Aufregung wegen dreier Remis in Folge. Außerdem sind Inter und Barça geiler als, äh, schon vergessen. Die Konkurrenz? Stolpert über sich selbst. Dortmund wird eh nicht Meister, Leipzig sowieso nicht.

Spitzenreiter? Sind sie doch sowieso! Jedenfalls zu Redaktionsschluss, und Union und Freiburg, die man – wir betonen das ja seit Längerem – nie unterschätzen darf, müssen ihre schweren Sonntagsspiele nach all der Aufregung in Europa erst mal gewinnen. Und am Ende scheint in München eh wieder allen die Sonne aus dem Arsch. Spätestens, wenn Lewandowski in der Champions League die Grenzen aufgezeigt bekommt oder dereinst im Mai die DM Nummer 11 unter Dach und Fach ist.

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