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Archiv-Artikel

„Es ist nie zu spät, oder?“

Der Boykott von Dreckstrom. Aber: Sind auch Sie auf Ökostrom umgestiegen? Die Umfrage

„Wir stoppen den Klimawandel“, titelte die taz am 4. November. Und präsentierte Schauspieler wie „Tatort“-Kommissar Peter Sodann oder Musiker wie Mieze Katz (Mia), die die vier großen Energiekonzerne boykottieren und auf Ökostrom umgestiegen sind. Die Aktion hat in der Leserschaft unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Super? Oder peinlich? Die taz wollte es genauer wissen – und startete eine Umfrage unter den gut 6.000 Beziehern des taz-Newsletters. Hier eine Auswahl:

Michael Thiergärtner: „Ich habe gewechselt, weil nur auf die Straße gehen nicht reicht. Außerdem ist der Strom nicht wesentlich teurer und ein oder zwei Euro mehr im Monat kann sich wirklich jeder leisten.“

Gabi: „Leider ist mir der Umstieg nicht möglich, da ich ALG II beziehe.“

Ute X.: „Ich bin mittlerweile sehr unschlüssig, was den Umstieg zu einem Ökostromanbieter betrifft. Wir haben einen regionalen Anbieter von Ökostrom – eine 100-prozentige Tochter der EnBW. Alles Öko oder was ?! Stromsparen ist eine sinnvolle Variante.“

Alfons Kloeck: „Ich habe gewechselt, um für 150 Euro pro Jahr zwei Tonnen CO2 zu sparen – und für die Signalwirkung. Dass nur 0,5 Prozent der deutschen Haushalte nach sechs Jahren gewechselt hat, zeigt, dass die Message noch nicht angekommen ist. 8 Prozent wählen die Grünen. Wo bleiben die denn alle?“

Michael Kootz: „Unsere Familie ist vor etwa sechs Jahren umgestiegen, als unsere Kasseler Stadtwerke einen Ökotarif ins Angebot nahmen; wir zahlen etwas mehr Gebühr, und mit diesem Geld werden vor Ort regenerative Energien genutzt, sodass der Anteil ‚sauberen‘ Stroms an der Produktion der städtischen Werke steigt. Das Ganze ist zertifiziert und scheint uns deshalb vertrauenswürdig.“

Christos Yiannopoulos: „Schwachsinnige Idee, dass jemand auf Ökostrom umschaltet, weil ein paar Promopappnasen es auch tun. Die Kampagne ist nix, auf jeden Fall nicht geeignet für die taz.“

Wolfgang Poth: „Eure Aktion ist überhaupt nicht peinlich. Im Gegenteil, seit längerem nehme ich mir vor, den Anbieter zu wechseln, weil ich mich ständig über die hohen Preise und vor allem die Arroganz unseres regionalen Anbieters ärgere. Es bedarf trotzdem eines aktuellen Anstoßes, und den habt Ihr gegeben. Gerade das jüngste Ereignis des europaweiten Stromausfalls hat mir noch mal vor Augen geführt, mit welcher Überheblichkeit die führenden Stromkonzerne mit unserer Versorgung und unserer Zukunft umgehen. Mich wundern überhaupt nicht mehr die Schlampereien bei dem Einbau der Dübel in Biblis. Ich bin selbst Ingenieur für elektrische Energieversorgung (Ausbildung in den 70er-Jahren). Uns wurde damals ein Sendungsbewusstsein eingeimpft, und wir haben geglaubt, dass alles technisch machbar ist. Für auftretende Probleme würde sich zukünftig sicher eine technische Lösung finden lassen. Es wird Zeit, dass sich jeder an seine Verantwortung erinnert und sie wahrnimmt! Vielen Dank für den Tritt in den Hintern!“

Werner Fischbach: „Nein, ich bin bis jetzt noch nicht umgestiegen. Weil ich erstens bis jetzt zu faul war, einen Antrag auszufüllen, und zweitens mein Gewissen dadurch beruhigte, dass ich einen Ökostromtarif bei meinem bisherigen Stromversorger genutzt habe.“

Martin Albrecht: Nein, ich bin noch nicht auf Ökostrom umgestiegen. Aber ich denke, ich werde das noch in diesem Jahr endlich in die Tat umsetzen.“

Hans Wedelstädt: „Endlich werden auch andere wach, hoffentlich so viele, dass die Nachfrage größer als das Angebot ist und Druck zu schnellem Ausbau der Regenerativen entsteht.“

Bettina Maria Brosowsky: „Was macht die taz für ein Gewese um die handvoll Promis, die (wahrscheinlich erst vor kurzer Zeit?) zu Ökostromanbietern gewechselt sind! Ich bin seit 2001 Ökostromkundin. Mit bestimmten Standards seines Lebens sollte man nicht rumtönen – sondern einfach nur danach handeln.“

Manfred Göbel: „Ich bin jetzt wegen eurer Kampagne endlich zum Umstieg gekommen. Grund: Eon – reicht doch, oder?“

Ulla Penselin: „Na, ein bisschen peinlich ist diese stolze Präsentierung von Wechslern nach so vielen Jahren schon. Aber besser spät als nie, oder?“

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