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Archiv-Artikel

Es geht schlicht um Geld

betr.: „Hickhack unter Freien“, taz vom 1.3.2004

Die Kölner Theaterkonferenz ist leider weder eine Wundertüte noch Big Mama, wo sich wie im Selbstbedienungsladen jeder nehmen kann, was er haben will – ohne zu bezahlen. Sie ist eine ambitionierte Gemeinschaft, die Dank großen Engagements, Loyalität, Kreativität und mitunter auch Selbstlosigkeit ihrer Mitglieder manchmal großartige Dinge schafft und manchmal (trotzdem) scheitert. Sie versucht, Zusammenhalt zu schaffen [...] und ist bundesweit einzigartig. Eine Gemeinschaft muss den Austritt eines Mitglieds, das sich den geltenden Spielregeln nicht so recht verpflichtet fühlt, nicht unbedingt bedauern. Es ist ein normaler Vorgang in einer Demokratie, dass sich Menschen solidarisieren, die die gleichen Ziele verfolgen und ihre Wege sich wieder trennen, wenn sie feststellen, dass die Reise in verschiedene Richtungen führt.

Unangemessen und destruktiv erscheint, wenn dieser Vorgang nicht direkt und intern, sondern öffentlich über die Presse ausgetragen wird. Und dann folgt mit großem Getöse eine befreundete Kollegin diesem Austritt und wie in einer Daily Soap gleich noch eine. Immer öffentlich, versteht sich. Als Vorwand dient ein Presseartikel [in der taz Köln vom 18.2.2004, Anmerkung der Redaktion], in dem ein Künstler, Regisseur, Autor (der auch Vorsitzender der Theaterkonferenz ist) es wagt, seine Meinung zur Kulturpolitik dieser Stadt zu publizieren und seinen persönlichen Wunschtraum von künstlerischer Arbeit darzustellen. Eine Darstellung, die erkennbar von den Protagonistinnen nicht geteilt wird. [...] Sie suchen nicht die konstruktive Auseinandersetzung um die Sache, sondern öffentliche Aufmerksamkeit. Man möchte dieses Possenspiel gern als wichtigtuerische Kinderei abtun. Ginge es hier nicht um etwas ganz anderes.

Es geht schlicht um Geld – der von der Kulturpolitik dieser Stadt ausgelöste Verteilungskampf um die schmalen städtischen Subventionen zeigt sein hässliches Gesicht in epischer Breite. [...] Weil in naher Zukunft nur noch einige wenige gefördert werden sollen, sehen sich diese Künstler gezwungen, alles zu tun um aufzufallen, versuchen noch schnell, sich auf die Seite der vermeintlichen Gewinner zu schlagen (siehe „Plattform“, was immer das ist). [...]

Marina Barth, Kabarett Klüngelpütz, Köln