: „Es gab höchstens zwei Fälle“
■ Alles nur Stimmungsmache der Neonazis? Innenministerium vermutet, die Familie wolle nur Geld aus ihrer Betroffenheit machen
Der Sprecher des baden-württembergischen Innenministers Frieder Birzele, Helmut Zorell, nahm gestern Stellung zu den Vorwürfen.
taz: Wird der Innenminister sich zur Sache Damköhler äußern?
Zorell: Der wird sich hüten, sich zum Helfershelfer von Neonazis zu machen! Die Stimmungsmache hat es hier schon seit Ende Juli gegeben, als wir erste Anfragen von der Deutschen Presseagentur hatten. Und dann im zweiten Anlauf über die Bild-Zeitung.
Die ist aber von Frau Damköhler informiert worden.
Im allerersten Gespräch, als die Beamten bei der Familie waren, haben die viel Verständnis gehabt. Da war von seelischer Beeinträchtigung überhaupt nicht die Rede. Der Vater hat nur wortlos dabei gesessen und ist nach einer Stunde wieder gegangen.
Und wie erklären Sie sich dann die veränderte Reaktion der Familie?
Die Neonazis hatten ja im ersten Fax die Telefonnummer der Familie veröffentlicht, um die Szene aufzustacheln. Dort ist dann von allen möglichen Rechten bis hin zu den Republikanern angerufen worden. Damals hat die Tochter noch gesagt, sie findet das prima, daß es gegen die Rechten gegangen sei, die könne sie sowieso nicht leiden.
Damköhlers wirken nun aber gar nicht wie Querulanten, die nur Zoff machen wollen.
Es kann ja sein, daß die unter dem Einfluß anwaltlicher Beratung gemerkt haben, daß da Geld drin ist. O. K, das sollen sie ruhig versuchen. Was mich ärgert ist, daß Neonazis die Medien zu Helfershelfern machen.
Es geht aber doch auch um eine grundsätzliche, rechtliche Frage.
Wir haben als erstes Bundesland wie kein anderes die rechte Szene massiv unter Druck gesetzt. Für solche Erkenntnisse muß man ganz gezielt in die Szene reingehen. Damit ist uns einmal sogar ein großer Anschlag auf ein Asylbewerberheim erspart geblieben.
Frau Damköhler ging nicht wegen einer Entschädigung, sondern auf Anraten ihres Arztes zum Rechtsanwalt.
Man muß den Einzelfall an den Erkenntnissen insgesamt messen. Solche Legendierungen (Schlapphut-Jargon für das Benutzen einer falschen Identität, d. Red.) haben Unwägbarkeiten. So etwas hat es in höchstens zwei Fällen gegeben.
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