: Es bleibt: Demagogie
betr.: „Deutsche Täter – deutsche Opfer“ von Martin Altmeyer, taz vom 14. 8. 03
Die Anerkennung der Tatsache, dass auch die Deutschen massiv Opfer gebracht haben, bedeutet noch lange nicht, dass Augenzeugenberichte aus Stalingrad und eine Andacht zum Jahrestag der Bombardierung Peenemündes mit Referaten über den Holocaust zusammengeworfen werden können (zumal sich ohnehin die Frage stellt, was die ersten beiden Punkte im Begleitprogramm der Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht zu suchen haben). Das ist der konkrete Anlass der Verweigerung von Sznaider und Jacob, der in der Antwort von Altmeyer bezeichnenderweise mit keinem Wort erwähnt wird. Lediglich der Essay, zu dessen Diskussion Sznaider und Jacob nach Peenemünde eingeladen waren, wird erwähnt und als dreißigjähriges Pamphlet denunziert um auch den Text der beiden Autoren als „Predigt“ bezeichnen zu können. Aus dem Blickfeld gerät da, dass ohne den Sieg der Alliierten – u. a. in Stalingrad – und ohne die Bombardements – zumal von Rüstungsschmieden wie der in Peenemünde – die Ermordung der europäischen Juden nicht beendet worden wäre. Aus dem Blickfeld gerät auch, dass Altmeyer den Text von Sznaider und Jacob lediglich als Projektionsfläche eines „das wollte ich schon lange mal sagen“ benutzt. Es bleibt: Demagogie.
CORNELIA MANIKOWSKY, MARC-OLIVIER MATHEZ, Hamburg
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