: Erstmals mehr als 2.000 Drogentote
Bonn (afp/taz) — In der Bundesrepublik sind im vergangenen Jahr erstmals mehr als 2.000 Menschen infolge unkontrollierten Konsums illegaler Drogen gestorben. Die Zahl der Opfer legaler Drogen wird von Gesundheitsexperten auf ein Vielfaches geschätzt. In den West-Ländern wurden 2.024 Tote durch illegale Drogen gezählt, über 500 mehr als im Vorjahr, teilte Innenminister Seiters (CDU) gestern mit. In den neuen Ländern starben nach der Statistik des BKA zwei Menschen durch illegale Drogen.
In den Jahren 1981 bis 1987 gab es in der BRD 350 bis 450 Rauschgifttote pro Jahr. Seit 1987 stieg diese Zahl stetig um über ein Drittel an. Deutlich erhöht habe sich von 10.013 im Vorjahr auf 11.685 auch die Zahl der polizeilich erfaßten Erstkonsumenten harter Drogen. In den fünf neuen Ländern sei ein Handel mit fast ausschließlich weichen Drogen wie Haschisch entstanden. Allerdings sei die Lage aufgrund des Neuaufbaus der Polizei noch unklar. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr rund 1,5 Tonnen Heroin beschlagnahmt, 950 Kilo Kokain und 82 Kilo Amphetamine. 30 Labors zur Herstellung von Drogen wurden entdeckt. Aus dem Umfang ergebe sich, daß die Drogenkartelle unvermindert stark auf den Markt drängten, betonte Seiters. Heroin komme weiterhin überwiegend über die „Balkanroute“ nach Deutschland. Dabei spiele nun infolge der Grenzöffnung nach Osten und des Zerfalls Jugoslawiens die CSFR eine besondere Rolle. So sei fast die Hälfte des beschlagnahmten Heroins — 740 Kilogramm — an der deutsch-tschechoslowakischen Grenze entdeckt worden.
Seiters nannte als Gründe für die „in erschreckendem Maße gestiegene Zahl der Drogen-Toten“ den langjährigen Konsum und die größere „Giftigkeit“ der harten Drogen, da die Stoffe derzeit sehr rein auf den Markt kämen. Auf das Versagen seiner Politik ging er nicht ein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen