: Erste geplatzte Ölpipeline in Deutschland
■ Nach Rohrbruch bei Halle Ölsee neben der Autobahn / Sperrung wegen Explosionsgefahr / Autos stauten sich auf 20 Kilometer
Weißenfels (taz) – Eine geplatzte Pipeline unter der Autobahn A 9 zwischen den Anschlußstellen Bad Dürrenberg und Weißenfels sorgte gestern im Süden Sachsen-Anhalts für eine Umweltkatastrophe, deren Ausmaß noch gar nicht abzusehen ist. Bis das Leck am frühen Morgen festgestellt wurde, waren bereits hunderte von Tonnen Rohöl ausgelaufen. Auf einer Seite der Autobahn bildete sich ein 1.000 Quadratmeter großer Ölsee, auf der anderen Seite lief ein Graben auf 500 Meter Länge voll Öl, daß sich von dort aufs angrenzende Gelände ergoß.
„Wieviel Öl ausgelaufen ist, wissen wir nicht“, sagte der Sprecher des Katastrophenstabes, Ekkehard Tscharnke gegenüber der taz. Am Nachmittag waren die Rettungsmannschaften damit beschäftigt, das offenstehende Öl abzupumpen. Noch am Abend sollte damit begonnen werden, das verseuchte Erdreich auszuheben und auf eine Sondermülldeponie zu transportieren. Wie tief das Erdreich verseucht ist, konnte Tscharnke am Nachmittag ebenfalls noch nicht sagen.
Feuerwehrleute hatten in letzter Minute eine Verseuchung der nahegelegenen Saale durch das auslaufende Rohöl verhindern können. Sie bauten mehrere Sperrdämme in einem Vorfluter, dessen Wasser normalerweise in die Saale fließt. So stoppten sie das auf dem wasser schwimmende Öl. Dennoch sind die durch das ausgelaufene Rohöl verursachten Umweltschäden nicht absehbar.
Die geplatzte Pipeline verband die Raffinerie Leuna und das Hydrierwerk in Zeitz. Das sollte gestern nach einer Betriebspause wieder angefahren werden, und benötigte deshalb die Rohöllieferung. Nach Feststellung des Lecks wurde die nur zeitweilig genutzte Pipeline sofort gesperrt.
Nach Angaben Tscharnkes werden in den kommenden Tagen Hunderte von Einsatzkräften damit beschäftigt sein, den durch Ölhavarie verursachten Schaden wenigstens ansatzweise zu beseitigen. Die Autobahn A 9 von München nach Berlin war seit dem frühen Freitagmorgen voll gesperrt. Am Nachmittag konnte Tscharnke noch keine Vorhersage darüber machen, wann die Autobahn zumindest teilweise wieder befahrbar ist. Durch den Wochenendverkehr war auch die Umleitungsstrecke völlig überlastet, es bildeten sich in beide Fahrtrichtungen Staus von mehr als 20 Kilometer Länge. Eberhard Löblich
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