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Erste UNO-Hilfe in Ruandas Hauptstadt Kigali

■ Tausende Ruander flüchten sich in Stadien und Krankenhäuser, um den fortdauernden Kämpfen zu entgehen / Erfolglose Bemühungen um Waffenstillstand

Nairobi/Kigali (AP/dpa/taz) – In Ruanda ist am Wochenende die Lebensmittelhilfe der Vereinten Nationen angelaufen. Ein erstes Flugzeug landete am Samstag auf dem Flughafen der Hauptstadt Kigali, der nach Mitteilung des Leiters der UNO-Mission, Abdul Kabia, von den Bürgerkriegsparteien zur neutralen Zone erklärt worden ist. UNO-Mitarbeiter in Kigali stellten gestern Fahrzeugkolonnen zusammen, um die Ladung ins Sportstadion und ins König-Faisal- Krankenhaus zu bringen, wo 12.000 Menschen unter dem Schutz der Weltorganisation ausharren. Kabia berichtete, daß in dem Industriebezirk Nyrambo noch immer Banden mit Macheten und Handgranaten Menschen abschlachteten. Die UNO versuche, die Tausenden Leichen der seit anderthalb Wochen andauernden Massaker in angemessener Weise zu beerdigen.

Bei den Bemühungen um einen Waffenstillstand und eine politische Annäherung zwischen den Konfliktparteien gab es am Wochenende keinen Fortschritt. Nach dem Abbruch eines ersten Gesprächs zwischen der Guerillabewegung RPF (Patriotische Front Ruandas), die Teile Kigalis eingenommen hat, und der aus der Hauptstadt geflohenen Regierung am Freitag wurde ein für gestern geplantes zweites Gespräch abgesagt. An diesem sollte offenbar nicht mehr die Regierung teilnehmen, die in der Hauptstadt keine wesentliche Rolle mehr spielt, sondern die Armeeführung. Die forderte den Stopp der RPF-Angriffe als Vorbedingung für eine Fortsetzung der Waffenstillstandsgespräche, während die RPF im Gegenzug die formelle Absetzung der Regierung und die Auflösung der für Massaker verantwortlichen Präsidialgarde verlangte.

Die militärische Lage in Kigali blieb auch gestern unübersichtlich. Die RPF war letzte Woche mit ihrem Versuch, die Hauptstadt im Handstreich einzunehmen, gescheitert. Seitdem haben sich diverse Milizen und Banden gebildet, die die Stadt auf der Suche nach angeblichen Anhängern der Guerilla durchkämmen.

Die UNO blieb über die Zukunft ihres Ruanda-Engagements weiter unentschlossen. Der Weltsicherheitsrat in New York verschob eine grundsätzliche Entscheidung. Er einigte sich nur darauf, die UNO-Operation in Ruanda weder abrupt abzubrechen noch sie wesentlich auszuweiten. Belgien zog seine UNO-Soldaten am Flughafen von Kigali zusammen, der offiziell an ein ghanaisches Kontingent übergeben wurde. Nach der Ermordung von zehn Belgiern hatte die Regierung in Brüssel entschieden, ihre 440 Blauhelme aus Ruanda abzuziehen, die als das „Rückgrat“ der 2.500 Mann starken UNO-Truppe gegolten hatten. Rund 800 nicht der UNO unterstehende belgische Fallschirmjäger haben Ruanda bereits verlassen.

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