: Erste Anzeichen sozialer Not
Berlin (adn) — In den ostdeutschen Dörfern gibt es erste Anzeichen von sozialer Not. Der Bauernverband hat kürzlich die Bundesregierung auf diesen Umstand aufmerksam gemacht, erklärte Hauptgeschäftsführer Siegfried Döhler in einem 'adn‘- Gespräch. Bonn hat stets davon gesprochen, daß der Umstrukturierungsprozeß in der hiesigen Landwirtschaft ohne sozialen Druck erfolgen muß. Daher ist der Bauernverband dafür, diese Vorgabe jetzt auch einzulösen.
Döhler fügte hinzu, daß gegenwärtig ostdeutsche Bauern etwa 500 D-Mark pro Monat weniger verdienen als die Beschäftigten anderer Wirtschaftszweige. Auch sind Lohnerhöhungen im Agrarsektor bisher ausgeblieben. Einnahmen aus der individuellen Agrarproduktion fielen ebenfalls weg und werden Döhler zufolge nicht in die Berechnung des Arbeitslosen-, Kurzarbeiter- oder Vorruhestandsgeldes ostdeutscher Landwirte einbezogen. Die Bundesregierung solle diese Regelung abschaffen, ansonsten drohe vielen Bauern zwischen Mecklenburg und Thüringen das soziale Aus.
Auf das Problem der Entschuldung ostdeutscher Agrarbetriebe eingehend, forderte er das Bonner Kabinett auf, schnelle Entscheidungen zur finanziellen Altlastenbeseitigung zu treffen. Auf diese Weise könnte seiner Meinung nach der Entflechtungsprozeß genossenschaftlichen Eigentums beschleunigt werden. Gleichzeitig ließe sich die Umwandlung alter LPGs in moderne leistungsfähige Agrarbetriebe — ob als Familienbetrieb, Gruppenlandwirtschaft, eingetragene Genossenschaft oder GmbH — zügiger vorantreiben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen