: Ernte, Vieh und Kirchen teilen
betr.: „Von Opfern und Tätern im Kosovo“, taz vom 6. 9. 99
Sehr engagiert setzt sich Thomas Schmid für das Verbleiben und die Sicherheit der serbischen Bevölkerung im Kosovo ein. Was mich so enorm stört, ist, dass er die Opfer jetzt zu Tätern hochstilisiert und damit den Eindruck erweckt, dass organisierter staatlicher Raub, Vertreibung, Mord und – nicht vergessen – Vergewaltigung vergleichbar wäre mit dem, was der serbischen Bevölkerung jetzt passiert. In Srebrenica z. B. hat die Armee trotz UNO auf grausamste Art gezeigt, wie man ethnisch reinigt, und die Leser sollten sich klarmachen, dass das im Kosovo auch so geplant war.
Was Herr Schmid unterlässt, ist, Forderungen an Serben zu stellen, die das Zusammenleben dieser Volksgruppen erst möglich machen würde, z. B. dass die serbische Bevölkerung albanische Flüchtlinge oder Rückkehrer in ihren unzerstörten Häusern aufnehmen müsste, dass sie sich am Wiederaufbau beteiligen müsste, dass sie ihre Ernte teilen, ihr Vieh zumindest teilweise hergeben müsste oder ihre Kirchen mit Moslems teilen. Georg Rodenacker, Köln
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