: Erneut Vorwürfe gegen „Colonia Dignidad“
Santiago de Chile (dpa) - Schwere Beschuldigungen hat ein ehemaliges chilenisches Folteropfer gegen den Chef der „Colonia Dignidad“, Paul Schäfer, erhoben. Wie der Arzt Dr. Luis Peebles erklärte, sei er 1975 zunächst vom chilenischen Geheimdienst verhaftet und nach mehrfacher Verlegung schließlich in die „Colonia Dignidad“ gebracht worden. Diese sektenartig organisierte „Kolonie der Würde“ wird von rund 300 Menschen mit deutscher Abstammung bewohnt.
Wie der Arzt in einem Beitrag für die ARD-Tagesthemen am Dienstag berichtete, habe er den Lagerleiter Schäfer als einen seiner Folterer wiedererkannt. Dieser etwa siebzigjährige Mann wurde in der Vergangenheit bereits von mehreren Personen und Organisationen beschuldigt, Menschen gegen ihren Willen in der Kolonie festzuhalten, Kinder zu mißbrauchen und mit dem berüchtigten chilenischen Geheimdienst DINA während der 17jährigen Militärdiktatur zusammengearbeitet zu haben. Luis Peebles, der nach eigenen Angaben der Revolutionären Linksbewegung (MIR) angehörte, hatte Paul Schäfer als einen seiner Peiniger auf einem Videofilm erkannt.
Der heute 43 Jahre alte Peebles erklärte weiter, Schäfer habe für den Geheimdienst Folter- und Verhörkurse geleitet. Dabei seien er und andere gefangene Regimegegner als „Demonstrationsobjekte“ benutzt worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen