Solarmodul­fabrik in Sachsen vor dem Ende

Meyer Burger bereitet das Aus des Werks vor – und investiert in den USA. Deutsche Start-ups als Retter?

Von Bernward Janzing

Die von Schließung bedrohte Solarfabrik des Schweizer Unternehmens Meyer Burger in Sachsen könnte gerettet werden. Das Hamburger Energie-Start-up 1Komma5° kündigte am Wochenende gegenüber dem Spiegel und den Medien der Ippen-Gruppe an, zumindest die Modulproduktion im sächsischen Freiberg übernehmen zu wollen. Auch das Solar-Start-up Enpal kündigte an, „Schritte für eine eigene Solarproduktion einzuleiten“. Details nannten die Unternehmen nicht.

Am Freitag hatte Meyer Burger angekündigt, mit den Vorbereitungen für die Schließung ihres Modulwerks im sächsischen Freiberg zu beginnen. Bereits in der ersten Märzhälfte solle die Produktion eingestellt werden, Ende April solle der Standort mit 500 Mitarbeitern geschlossen sein. Zugleich kündigte Meyer Burger eine Kapitalerhöhung an, um seine in Bau befindlichen US-Werke – eine Modulfabrik in Arizona und eine 2-Gigawatt-Zellfabrik in Colorado – fertigzustellen. In den USA sind die Konditionen für das Unternehmen deutlich günstiger. Dort rechnet die Firma mit 1,4 Milliarden US-Dollar, die sie in Form von Steuergutschriften unter dem Inflation Reduction Act erhalten könnte. Außerdem habe das US-Energieministerium ein Darlehen in Höhe von 200 bis 250 Millionen Dollar versprochen.

Für die deutsche Bundesregierung ist die Ankündigung ein schwerer Schlag, denn seit Monaten hatten Vertreter der Branche vor einem Ende der hiesigen Solarfertigung gewarnt. Die deutschen Modulhersteller seien chinesischen Wettbewerbern „schutzlos ausgeliefert“, da diese ihre Module „durch massive staatliche Unterstützung zu Preisen unter den eigenen Herstellungskosten in Europa verkaufen“ könnten, hatte es bereits im vergangenen Jahr aus dem Unternehmen Meyer Burger geheißen. Zwischenzeitlich haben auch andere deutsche Modulhersteller wie Solarwatt und Heckert Solar ihre Produktion gedrosselt und vor Schließungen gewarnt.

Der größte Einzelaktionär von Meyer Burger mit Sitz in Thun im Kanton Bern ist heute mit rund 10 Prozent Anteil die Firma Sentis Capital Cell 3 PC, hinter der der russische Oligarch Pyotr Kondrashev steht. Auch Sentis hat sich bereit erklärt, weiter in die Firma und ihre US-Aktivitäten zu investieren, denn die USA hätten „mehrfach bewiesen, dass es ein starkes überparteiliches Engagement gibt, um in den USA ansässige Unternehmen vor unlauterem Wettbewerb zu schützen“. Dieser Schutz fehle in Europa. Während das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag auf Hilfen aus dem Net Zero Industry Act der EU verwies, der die Solar- und Windkraftbranche stärken soll, übte die Opposition heftige Kritik an der Ampelregierung. Andreas Jung, energiepolitischer Sprecher der CDU, kritisierte, dass diese „sehenden Auges solche Investitionsentscheidungen gegen Deutschland in Kauf“ nehme.

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