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Archiv-Artikel

Ermüdendes Bildungssystem

betr.: „Eine Hauptschulklasse in Deutschland“ (Lehrer Z. stellt seine 7. Klasse vor), taz vom 5. 4. 06

Die Betrachtungsweise ist zurzeit mit den Hauptschulen einseitig abgesteckt. Ich denke mit vielen dieser familiären Probleme plagen sich Schulgänger höherer Bildungssysteme auch herum. Das gehört wohl auch zum Leben dazu.

Das Lerndesinteresse rührt doch aber auch daher, dass der Zweck des Unterfangens nicht mehr absehbar ist. Wofür soll sich aufgerieben werden, wenn einem mit den niederen Abschlüssen trotz aller Anstrengung nur die Arbeitslosigkeit droht? Dass Lernen, unabhängig von der Berufsaussicht, Spaß machen kann, wird gerade nicht vermittelt. Wer im hiesigen Schulsystem brillieren will, der schafft dies nur durch falschen Fleiß (viel Verzierung, die gern auch mal den Inhalt überdecken darf) und Anbiederei (wobei diese Fähigkeit wohl bestens geeignet ist für das spätere Berufsleben). Dieses Bildungssystem ist ermüdend, es kennt das Geheimrezept jede Freude am Lernen abzutöten.

Ich bin auch für die Abschaffung der Hauptschulen und für Gemeinschaftsschulen, da sich die Bildungsschwächeren an den Bildungsstärkeren orientieren können und auch Ansporn finden und die Gefahr minimiert wird, sich von der Gleichgültigkeit anderer Bildungsschwächerer anstecken zu lassen. Zum Glück scheinen in dieser Bildungswüste gelegentlich noch ein paar Oasen auf, die das Lernen dann doch wieder erträglich gestalten und Freude schenken.

STEFAN DEHN, Bremen