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Erholung McCASH FLOW

In Tokio geht es wieder aufwärts. Die arg gebeutelten Kurse konnten zum Wochenbeginn um 589 Punkte zulegen, wobei vor allem der deutlich gefallene Ölpreis beflügelnd wirkte sowie die positiven Vorgaben aus New York. Der ungebremste Bleifuß bleibt für die automobilen Industrienationen halbwegs erschwinglich, und das hebt die Stimmung an den Börsen — auch in Europa, wo es nach Wochen des mehr oder weniger freien Falls in den letzten Tagen wieder aufwärts ging. An den deutschen Börsen wurde die Freude über den Rohölpreis indessen verhagelt. Die pessimistischen Herbstgutachten über den weiteren Konjunkturverlauf schienen den meisten Anlegern offenbar realistisch; der gute Wind, den Wirtschaftsminister Hausmann dagegen zu machen versuchte, verwehte als laues Lüftchen. Der Kursauftrieb der Vorwoche kam zum Wochenbeginn erst einmal zum Stillstand, woran auch die guten Vorgaben aus Tokio nichts änderten. Die kleine Hausse, die manche Händler nach dem tiefen Fall im Zuge der Golfkrise erwartet hatten, blieb aus; die positive Reaktion auf den brutalen Absturz (deutsche Aktien verloren in diesem Jahr etwa 20 Prozent) läßt weiterhin auf sich warten. Dennoch rechnet einer der treffsichersten europäischen Börsen-Gurus, Roland Leuschel von der Banque Bruxelles Lambert, damit, daß sie alsbald kommen müßte. Er hält für den Deutschen Aktien Index eine kurzfristige Steigerung von 15 Prozent für realistisch; wenn die Golfkrise diplomatisch gelöst wird, sogar weitaus mehr. Langfristig indessen ist Leuschel eher skeptisch: „Ich gehe davon aus, daß wir eine kräftige Erholung bekommen auf den Weltmärkten, auch in Japan. Trotzdem: Die neunziger Jahre werden schwierig, vor allem weil die Konkurrenz der Anleihe groß ist. Wenn sie 9,2 Prozent Rendite in sicheren Staatstiteln kriegen, wo ist da der Anreiz, Aktien zu kaufen?“

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