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Erfroren, weil der Hilfskonvoi nicht kam

■ EU-Initiative soll Krieg in Bosnien beenden

Sarajevo/Berlin (AFP/taz) – Im Krankenhaus von Bakovici sind vorgestern nacht mehrere Patienten erfroren. Hintergrund ist eine Offensive des „Kroatischen Verteidigungsrates“ in Zentralbosnien. Am Dienstag und Mittwoch hatte ein Hilfskonvoi, der unter anderem die dringend benötigten Generatoren für die Heizung des Krankenhauses transportierte, aufgrund anhaltender Kämpfe umkehren müssen.

Auch in Sarajevo macht der einbrechende Winter die Arbeit der humanitären Organisationen zunehmend unmöglich: Ein britisches Chirurgenteam verließ gestern die bosnische Hauptstadt, da aufgrund der Kälte weitere Operationen das Leben der Patienten gefährdeten. Nach Angaben von „Humanitarian Aid, Medical and Development“ (HAMD) seien selbst bei kleinsten Operationen die Überlebenschancen gering.

Mit einem neuen Verhandlungsangebot soll die Europäische Union (EU) versuchen, die drohende Winterkatastrophe in Bosnien doch noch abzuwenden. Der Plan soll am Montag bei einem Sonderrat in Luxemburg erörtert und nach Möglichkeit beschlossen werden, erklärte Außenminister Klaus Kinkel gestern in Bonn. Die Initiative, die Kinkel zusammen mit seinem französischen Kollegen Alain Juppe ausgearbeitet hatte, sieht unter anderem eine schrittweise Suspendierung der UN-Sanktionen gegen Serbien nach einem Ende der Kämpfe in Bosnien vor.

Die Europäische Union (EU) bleibt derweil bei ihrem Nein zum Vorschlag Frankreichs, Sarajevo übergangsweise zur Europäischen Kulturhauptstadt zu ernennen. Die Anregung sei zwar „verständlich und sympathisch“, aus praktischen Gründen aber nicht zu verwirklichen, betonte der belgische Außenminister Willy Claes als amtierender EU-Ratsvorsitzender am Mittwoch.

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