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Erfreulich vernichtender Charme

■ Bumsfidele szenenische Collage der jungen Teata-Truppe „Malles Diven“

Der Irrenarzt Dr. Richard Hülsenbeck verordnete dieser Welt den DaDaismus, um ihrer krankmachenden Vernünftelei zu begegnen. Sein ziemlich fragmentarischer Roman „Dr. Billig am Ende“ aus den roaring Twenties einer Reichshauptstadt Berlin im Schneegestöber wurde jetzt von der ausgesprochen jungen Teata- Gruppe Malles Diven als Material für eine bumsfidele szenische Collage genutzt, die als „wahnwitziges Simultankonzert in 6 Szenen“ unter dem Titel „Margot kommt oder der sprachlose Abgang des Dr. Billig“ noch heute und morgen (21h) im Lagerhaus Schildstraße erfreuliche Verwirrung stiftet.

Der sprachlose Abgang des Dr. phil. erfolgt, wenn auch unter der Bettdecke, als feuchte Ouvertüre im kargen Zimmer des möblierten Herrn. Wie gut, daß auch der Philolog 'ne Wirtin hat und dieselbe für frische Wäsche sorgt... In der Bar schlägt dann die Liebe

Frau + Schrubber

Mann

Malles Diven: ertaunlich jung, mit Strumpfband & Schrubber

zu / Dr. Billig verfällt dem blauen Engel Margot / Margot aber zähmt den Billig wie alle anderen Kerls. Was, erkennt der Zuschauer betroffen, vermag die Philologie als Waffe gegen weiße Zähne, weißes Fleisch und schwarzes Strumpfband? Doch keine Zeit für Sentimentalitäten — Margot schnippt mit den Krallen, und schon singt alles Fever. FIIIIIEVER, you know? Show- Time mit Allgemeinplätzchen, zierliche Wink-Elelemente werden ins Publikum gereicht: Margot loves you. Wow! Aber wer ist Margot? Die, die eben noch Margot, wird aus der Rolle gedrängt von jener und jenem, die uns eben noch Dr. Billig gaben! Woran sol

len wir uns halten, welche Realität gilt hier noch? Und warum lachen (fast) alle, warum kann auch der Chronist den Speichel nicht halten vor prustendem Gekicher? Darf denn hier jeder Margot sein?

Dazwischen ein paar Songs. Schangsongs sozusagen und handeln von der Liebe, klar und schwül. Selbstgestrickt — aber der Handarbeitskurs war wohl ganz gut. So könnte das Vergnügen weitergehen, vielleicht als endloses Stück Teata für das Guinessbuch der Rekorde. Aber irgendwann die letzte Straßenbahn, erwischen wir sie noch? Und was ist mit dem Redaktionsschluß des Tagblatts? Dr. Billig (oder ist es Margot?) scheint solche Gedanken zu ahnen, erschießt den Pianisten, und schon und rechtzeitig ist das Häppi-End erreicht. Glauben Sie mir, Dr. Hülsenbeck: Ihre Margot ist bei bei diesen Leuten in ziemlich guten Händen, und der Dr. Billig in Ihnen wäre entzückt gewesen. Dadaismus ohne Bedeutungs-Streß, als Spielweisee genutzt von spielkalbernden Schauspiel-Talenten. So muß es sein?! Muß nich, klar — aber kann. Der vernichtende Charme von Malles Diven macht die Sache rund.

UrDrü

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