: Erbe satt
Dieses Jahr führt kein Weg an Preußen vorbei – besonders natürlich bei der Preußen-Stiftung
von KATRIN BETTINA MÜLLER
Die Jahrespressekonferenz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gleicht einem Ritual. Unter einem Porträt von Bismarck sitzt der Präsident der Stiftung Klaus-Dieter Lehmann, neben ihm die Direktoren der Staatsbibliothek, des Geheimen Staatsarchivs und der Museen. Zwei Zeichnungen von Schloss Sanssouci rahmen den Auftritt. Dann prasseln in eine Stunde gedrängt Zahlen über Finanzen, Bauvorhaben und Projekte auf die Journalisten herab.
An guten Nachrichten mangelte es diesmal nicht. Trotz baubedingter Schließungen sind die Besucherzahlen 2000 gestiegen auf 2,75 Millionen. Das Marketingkonzept vom Drei-Tage-Ticket ist aufgegangen und wird im März erweitert auf alle Museen der Stadt. Wenn es auch die Touristenbusse oft nur bis zur Museumsinsel schaffen und das Kulturforum links liegen lassen, so konnte Lehmann die Erfolge der Ausstellungen von Picasso und Newton in der Nationalgalerie und von Botticelli am Kulturforum aufzählen.
In trockenen Tüchern stellte Lehmann diesmal auch den Masterplan für die Museumsinsel vor. Der gesamte Etat für 2001 von 491 Millionen Mark ist um 20 Millionen zu Gunsten der Baumittel gestiegen. Bis 2004 hofft Lehmann diese Steigerungsrate beibehalten zu können, um ab dann mit 280 Millionen im Jahr den Weiterbau der Museumsinsel finanzieren zu können. Mitte des Jahres werden die Restaurierungen an der Alten Nationalgalerie abgeschlossen, die dann am 2. Dezember, 125 Jahre nach ihrer ersten Eröffnung, die Wiederherstellung feiert. 2005 rechnet man mit der Wiederöffnung des Bodemuseums, und ein Jahr später beginnen die Arbeiten am Pergamon- und am Alten Museum.
Das deutliche Aufatmen, den Masterplan so weit zur Planungsreife gebracht zu haben, prägt die Stimmung der Stiftung. Lässig zurücklehnen können sie sich dennoch nicht, denn ihre Finanzierung durch Bund und Länder, mit einem Vertrag bis 2005 gesichert, wird in der Diskussion um den Föderalismus immer wieder hinterfragt. Lehmann stellte klar, dass die Preußen-Stiftung einerseits keinen Appetit auf weiteres Erbe verspürt, wie etwa auf Opernhäuser. „Unsere Sammlungen prägen unser Profil.“ Andererseits sah er die Notwendigkeit, an der Motivation der Länder, die großen Museen in Berlin zu unterstützen, zu arbeiten. So sind Sammlungen, Archive und Bibliotheken angehalten, einen Angebotskatalog zu erstellen, was sie an Leihgaben, Ausstellungen oder Beratungen den Ländern anbieten können.
Doch erst mal ist 2001 das „Preußenjahr“, und dazu kündigte Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Museen, gleich ein Paket von Ausstellungen an: Mit den Architekten Leo von Klenze und Karl Friedrich Schinkel wird die Arbeit am preußischen Selbstbild beschrieben und mit „Caravagio in Preußen“ die Kunstkäufe von König Friedrich Wilhelm III. ausgebreitet. Um den Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner baut die Neue Nationalgalerie eine Ausstellung zum Untergang Preußens.
Klenze und Schinkel folgt als drittes Architekturprojekt eine Ausstellung über die Berliner Jahre von Ludwig Mies van der Rohe. Daneben allerdings sieht es, blättert man die Ausstellungsvorschau durch, etwas mau aus mit Highlights. Bis zur Kunstmesse im September muss man auf Andy Warhol warten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen