Entwaldungsfreie Lieferketten: Über Acker- und Waldrand hinaus

Umwelt- und Landwirtschaftsministerien müssen eng kooperieren, um die komplexen Probleme anzugehen. Es gilt, alte Animositäten zu beenden.

Luftaufnahme zeigt die Abholzung des Regenwaldes

Abgeholzter brasilianischer Regenwald Foto: Amanda Perobelli/reuters

Im Prinzip will die Ampel-Regierung die Entwaldung in Brasilien, Indonesien und anderen fernen Ländern für Kaffee-, Kakao-, Soja- und Palmölanbau oder die Rinderzucht stoppen. So bekräftigt es zumindest der Koalitionsvertrag. Doch Umwelt- und Landwirtschaftsministerium sind sich trotz Parteifreundschaft der Mi­nis­te­r:in­nen Steffi Lemke und Cem Özdemir nicht grün. Die alten Animositäten aufzulösen, erfordert mehr als die von beiden öffentlich angekündigte „Hausfreundschaft“.

Noch herrschen Konkurrenz und ideologische Unverträglichkeiten zwischen Forst- und Agrar­ex­per­t:in­nen im Hause Özdemir und den Ökologinnen und Artenschützern im Ministerium von Lemke. Doch so wie es keine Grenzen zwischen Ökosystemen gibt und Sojaäcker bis in den Urwald hinein reichen, diffundieren auch die komplexen Themen Landwirtschaft und Umweltschutz. Die Beamtinnen und ministerialen Mitarbeiter müssen lernen, neu zu denken und über Acker und Waldrand hinaus zusammenzuarbeiten.

Der Schutz von Wäldern, biologischer Vielfalt, Ökosystemen und damit des Klimas bedeutet, vernetzt zu denken und über Ressortgrenzen hinweg zu handeln. Die europäische Anti-Entwaldungs-Vorschrift kann zu einem komplizierten Beginn einer konstruktiven Zusammenarbeit werden – wenn die Hausfreundschaft institutionell gelebt wird. Und wenn die Be­am­t:in­nen schon zusammen arbeiten, beginnen sie vielleicht auch endlich, die Massentierhaltung in Deutschland klimaverträglich zu beenden.

Denn eine entwaldungsfreie Lieferkette wird erst dann entstehen, wenn nicht tonnenweise Soja in deutschen Mastanlagen verschwindet. Die Waldzerstörung ist der drittgrößte Emittent von CO2 weltweit. Gleichzeitig ist hierzulande die Landwirtschaft für 13 Prozent der Treib­haus­gas­emissionen verantwortlich. Wer also den Klimaschutz ernsthaft voranbringen will, muss die Landwirtschaft verändern.

Es wird kaum ausreichen, Regeln für ferne Länder aufzustellen und damit den Unwillen zur Veränderung zu verlagern – so wie zuvor den Anbau der Futterpflanzen.

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