: Entscheidung in Papua-Neuguinea
■ Die Unabhängigkeitsbewegung für die Pazifikinsel Bougainville lehnt Autonomieangebot der Zentralregierung ab
Berlin (taz) – Die Unabhängigkeitsbewegung der Insel Bougainville hat die Autonomieangebote der Zentralregierung Papua-Neuguineas abgelehnt. Moses Havini, einer der politischen Vertreter der Unabhängigkeitsbewegung, forderte am Wochenende den sofortigen Abbruch der Großoffensive der papuanischen Armee. Der Premierminister Papua-Neuguineas, Julius Chan, hatte letzte Woche eingeräumt, alle Versuche seien gescheitert, die Unabhängigkeitsbestrebungen der InselbewohnerInnen militärisch zu unterbinden. Die Regierung denke „positiv und konstruktiv“ über ein Autonomieangebot nach.
Bei seinem Amtsantritt vor knapp zwei Jahren hatte Chan versprochen, die Kämpfe auf Bougainville zu beenden. Der Konflikt begann 1988, als EinwohnerInnen der Südpazifikinsel Ansprüche gegenüber der Panguna-Kupfermine anmeldeten. Die Mine brachte dem Gruben-Multi Rio Tinto Zinc Gewinne in Milliardenhöhe. Der versprochene wirtschaftliche Aufschwung für die 200.000 InselbewohnerInnen blieb jedoch aus. Der Tagebau der Mine führte zudem zu starken Umweltschäden.
Die lokalen LandbesitzerInnen organisierten sich in der „Bougainville Revolutionary Army“ (BRA) und forderten die Unabhängigkeit von Papua-Neuguinea. Wegen militanter Proteste mußte die Mine 1989 geschlossen werden. Die Regierung antwortete mit der militärischen Besetzung der Insel.
Eine Friedensinitiative der UNO scheiterte Ende letzten Jahres. Die Luftwaffe Papuas beschoß darauf erneut Dörfer auf Bougainville und die Zentrale der BRA. Die BRA antwortete Anfang des Jahres mit Überfällen auf Regierungstruppen. Die Situation eskalierte in einer seit dem 20. Juni andauernden militärischen Großoffensive der Armee. 1.400 Soldaten, fast die Hälfte der Regierungstruppen, wurden nach Bougainville geschickt.
Die Zentralregierung forderte rund 20.000 InselbewohnerInnen auf, ihre Dörfer zu verlassen, um sich in sogenannte Sicherheitszonen zu begeben. 30.000 Flüchtlinge halten sich bereits in Lagern der Regierung auf.
Der von der Zentralregierung auf Bougainville eingesetzte „Premierminister“ Theodore Miriung spekulierte über die überraschend angedeutete Beendigung des Krieges: „Die sogenannte Großoffensive könnte dadurch behindert werden, daß die Regierung kein Geld mehr hat.“ Der Kommandeur der BRA, Sam Kauona, hatte die Großoffensive hingegen von Anfang an begrüßt. Über den BRA-eigenen Radiosender verkündete er siegessicher, das Schicksal der Insel werde sich nun endlich entscheiden. Verena Schmidt
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