: Endlich zweitklassig
Aufstieg in der Kulturhauptstadt: Rot-Weiß-Essen feiert seinen Aufstieg. Gestandene Profis sollen kommen
ESSEN dpa ■ Die T-Shirts mit dem Schriftzug „Durchstarter 2006“ lagen bereits fünf Minuten vor dem Abpfiff bereit, und als die rund 20.000 freudetrunkenen Essener Fans kurz danach den Rasen stürmten, gönnten sich Trainer und Team gleich ein paar dicke Sieger-Zigarren. Mit einem 0:0 gegen Werder Bremen II schaffte Rot-Weiss Essen am vorletzten Spieltag der Fußball-Regionalliga Nord den direkten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga. „Wir haben unser Ziel erreicht, das ist eine unbeschreibliches Freude“, sagte Trainer Uwe Neuhaus. „Wir sind wieder da, jetzt geht es nur noch nach vorne“, meinte der Vereinsvorsitzende Rolf Hempelmann.
Für den Verein, der 1955 deutscher Meister und bis 1977 in der Bundesliga vertreten war, ist es bereits der fünfte Aufstieg in die Zweitklassigkeit, die diesmal dauerhaft gehalten werden soll. „Vor der Saison riefen wir den Slogan Durchstarter ins Leben, jetzt wollen wir uns im bezahlten Fußball festsetzen“, sagte Ex-Profi Olaf Janßen, der vor einem Jahr Sportlicher Leiter wurde und einen Radikalumbruch vornahm.
Nur drei Spieler aus dem Kader, der im Mai 2005 aus der 2. Liga abstieg, wurden gehalten, dafür aber bis zum Winter 21 neue Akteure verpflichtet. „Ein enormes Risiko, aber unser Trainer hat ein echtes Team aufgebaut“, sagte der 39 Jahre alte Janßen. Auch die verletzungsbedingten Ausfälle der früheren Erstliga-Stürmer Arie van Lent und Alexander Löbe wurden kompensiert. „Die Mannschaft hat jetzt schon Zweitliga-Niveau“, meint Janßen, der für die nächste Spielzeit mit fünf Neuzugängen plant: „Das werden aber gestandene Profis sein. Junge Leute haben wir schon.“ Die Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrags mit Neuhaus soll nur eine Formalität sein. „Wir sind uns einig“, sagte der 46 Jahre alte Trainer, der im April 2005 nach Essen gekommen war.
Die finanziellen Reserven für Neueinkäufe sind vorhanden. Großsponsoren hielten dem Verein, der zwischen 1984 und 1994 von drei Lizenzentzügen betroffen war, auch in der Drittklassigkeit die Treue. „Wir haben das Geld für Transfers“, sagte Geschäftsführer Nico Schäfer, der mit einem Zweitliga-Etat von über sechs Millionen Euro und einem Zuschauerdurchschnitt von 11.000 Besuchern plant. „Das ist betont konservativ kalkuliert“, sagte der Geschäftsführer. Bereits in der Abstiegs-Saison 2004/2005 kamen im Durchschnitt 14.000 Fans.
Künftig soll das Publikum die RWE-Heimspiele in einer hochmodernen Arena verfolgen können. Am 11. April dieses Jahres wurde Essen zur europäischen Kulturhauptstadt 2010 gekürt. Davon wollen auch die Fußballer profitieren. „Die Stimmung in Essen ist ausgelassen und positiv. Unser Aufstieg ist die Krönung“, meinte Schäfer. Er hofft nun, dass den Stadionbau nichts mehr aufhalten kann.
Seit fünf Jahren liegen Pläne, das marode Georg-Melches-Stadion mit nur drei Tribünen einer Komplett-Modernisierung zu unterziehen, in der Schublade. Bisher scheiterte es entweder am Geld oder am sportlichen Misserfolg. Die Voraussetzungen, zum 100-jährigen Bestehen des Vereins im Februar 2007 zumindest den Spatenstich gesetzt zu haben, seien aber so günstig wie nie zuvor. „Unser Aufstieg ist erst der Anfang“, sagte van Lent unter dem Jubel der Fans.