: Endlich mal pupsen dürfen?
betr.: „Tauschgesellschaft“ (III. Wahl) von Michael Rudolph, und „Bunte Bücherordnung“ von Detlef Kuhlbrodt, taz vom 10. 8.99
[...] Kann es nicht sein, dass ihr in all eurer „Coolness“ gar nicht mehr merkt, wenn ihr die Grenze zwischen Originalität, Ironie und schlichter Häme und Gemeinheit gnadenlos überschreitet? Eine „Arschgeigenmentalität“, wie sie der Autor Rudolph den Ostdeutschen zuschreibt, sollte nicht so unklug ethnisiert werden. So was fällt immer auf die Urheber zurück.
Immer wieder habe ich das Gefühl, dass Leute mit solchen Beiträgen kurz mal ihren Gefühlshaushalt ins Gleichgewicht bringen. Ein aufgeklärter, linken Projekten verpflichteter Zeitgenosse ist tolerant, verachtet alle Arten von Rassismus und kennt natürlich die Rolle, die ein Feindbild schon immer zur Aufrechterhaltung von Macht spielte. Aber bei den Ostdeutschen darf das alles vergessen werden, so als ob man endlich mal pupsen darf in einem Umfeld, das solches eigentlich nicht gestattet.
Ich finde es schrecklich, in dieser Gehässigkeits- und Hämekultur zu leben, auch wenn ich sie hin und wieder ganz amüsant ist. Ich finde es jedoch noch schrecklicher, wenn daraus nichts Originelles, sondern eben nur stinkender Blödsinn herauskommt. Magdalene Geisler, Berlin
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