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Endlich ist der Spuk vorbei

■ Auch die offiziellen B 750ler haben ausgefeiert / Fast harmonischer Schlußakkord im Kammermusiksaal / Fazit: Die Gegensätze in der Mauerstadt spitzten sich noch mehr zu / Es folgt: ein kalter Winter

Aus B 750 Mechthild Küpper

Genau 750 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung Cöllns am 28.10.1237 fand die 750–Jahr– Feier von Berlin (West) ein gütliches Ende. Morgens schenkte der pfälzische Kanzler Berlin ein Museum, abends konnte sich das Publikum vergewissern, daß der Scharoun–Bastard neben der Philharmonie mit knapp 150 Millionen Mark vielleicht zu groß, aber nicht zu teuer ist. Mit der Akustikprobe unter Konzertbedingungen hat der Kammermusiksaal, wie das ge samte ARD–Publikum und 1.000 Gäste in Berlin zur besten Sendezeit am Mittwoch abend hören und sehen konnten, seinen ersten Test bestanden: Er taugt jedenfalls besser zum Anhören von Musik als die große Schwester Philharmonie zur Zeit ihrer Einweihung. Herbert von Karajan jedenfalls führte die Angelegenheit vom Cembalo aus, das er gelegentlich auch selber schlug. Er sei, so wurde berichtet, im Sitzen schmerzfrei. In reizvollem Kontrast zur Anstrengung des Dirigenten stand die mühelose Brillanz der in roter Robe strahlenden Anne–Sophie Mutter. Ein hübsches Paar. Und außerdem: nach allem, was Berliner in diesem Geburtstagsjahr durchgemacht haben, war jedes Fest ein schönes Fest, solange es nur das letzte war. Die politischen Tiere in der Stadt waren ja schon zermürbt, bevor es am 30.April mit dem Feiern überhaupt losging. Die Debatte über Diepgens Ost– und Honeckers West–Reise war kräftezehrend. Die polizeiliche Abriegelung Kreuzbergs aus Anlaß der Reagan–Visite hob auch niemandem die Laune. Da half keine Tour de France, kein Turnfest, kein Wasserkorso, keine Sternstunde und kein japanisches Feuerwerk: Großveranstaltungen, ob populäre oder politische, bringen in der Mauerstadt Berlin vor allem Unannehmlichkeiten für die Berliner mit sich. Eberhard Diepgen, Regierender Bürgermeister und Gastgeber der „B 750“, wie die Chose im Verwaltungsjargon heißt, sah im Feierjahr „Vorboten eines Miteinander“ mit dem anderen Teil der Stadt. In seinen Augen gibt es „einen Gewinner“ des Geburtstagsjahres: „die Stadt insgesamt“. Allerdings sind die Gegensätze in der „Stadt insgesamt“ trotz allen „Gewinns“ schroffer geworden. Schon beim Festakt zur Gründung der Akademie der Wissenschaften fehlte die Opposition, auch bei Kohls Museums–Akt sah man nur vereinzelt Gesichter der anderen Seite. In Berlin wird durchgestimmt, ohne die geringste Feinfühligkeit gegenüber noch so großen Minderheiten. Auch hat das ständige Feiern das Gefühl der immer gern zum Maulen aufgelegten Berliner noch verstärkt, sie kämen bei den Festlichkeiten der anderen prinzipiell zu kurz. Auch im Kammermusiksaal unterhielten sich heftig kauende Gäste über „die anderen“, die da „praßten“. Ähnliche Gefühle herrschten, als Honecker in Bonn so nett empfangen wurde, und wieder nichts für Berlin herauskam. Über die Auswirkungen des Weißen Kreises für Mieter zu unken, wird es noch Gelegenheit geben. Jetzt beginnt jedenfalls eine ganz normale Winter: ohne Polizeistunde und mit einigem Smog wahrscheinlich.

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