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Endlich: Heckelmann hat einen Nachfolger

■ Jura-Professor Gerlach ist neuer FU-Präsident/ Die Wahl markiert eine Wende: Die FU steht nicht mehr im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses

Dahlem. Die Freie Universität hat seit gestern einen neuen Präsidenten. Mit der klaren Mehrheit von 36 zu 25 Stimmen wählte das Konzil der FU gestern den Jura-Professor Johann W. Gerlach zum Nachfolger von Dieter Heckelmann, der im Januar in den Senat gegangen war. Mit Gerlach wurde erstmals seit 1983 wieder ein Kandidat aus dem linken Spektrum an die Spitze der FU gewählt. Das Nachsehen hatte der Pharmazie- Professor Walter Schunack, den die konservative »Liberale Aktion« ins Rennen geschickt hatte.

Vor wenigen Jahren noch hätte solch ein Wahlergebnis, das Ende der konservativen Wende an der FU, Jubel bei der universitären Linken ausgelöst. Gestern indes war im Audimax der Dahlemer Universität wenig davon zu spüren, denn die Wahl markiert weniger eine Wende der Wende als vielmehr das Ende einer Epoche für die Freie Universität. Sie steht nicht mehr wie in den 41 Jahren von ihrer Gründung 1948 bis zum Mauerfall 1989 im Brennpunkt des öffentlichen Interesses.

FU-Präsidentschaftswahlen warfen früher stets lange Schatten voraus, da sie in West-Berlin zu einem Politikum ersten Ranges gemacht worden waren. Von der Wahl des ersten Reform-Präsidenten Kreibich 1969 bis zur Wende mit Dieter Heckelmann 1983 und seiner Wiederwahl 1987 tobten wochen- und monatelang vor dem großen Ereignis publizistische Schlachten in der Westberliner Presse. Der heutige Innensenator Heckelmann fand den Spitzenposten an der FU 1983 so wichtig, daß er sich mit beinahe kriminellen Machenschaften den Weg dahin bahnte. Keine Wahl verging ohne den Versuch von Wahlmanipulationen, Personal- und Posten-Gekungel.

Bei dieser Wahl hingegen habe eine »relativ friedliche Vorwahl-Atmosphäre« geherrscht, stellte Wahlsieger Gerlach fest. Der politische Druck auf die FU hat ihre verfeindeten politischen Lager zusammenrücken lassen. So muß sie mit massiven Kürzungen ihres Haushalts fertig werden. Nicht allein die Sparpolitik des Senats zwingt sie dazu. Ihr drohen auch Umschichtungen zugunsten der Humboldt-Universität. Es gibt Pläne, Professoren-Stellen der FU zu entziehen, um sie der Humboldt-Universität zuzuschlagen. Die Hochschullandschaft Berlins wird in den nächsten Jahren grundlegend umstrukturiert. Die Wissenschaftspolitik aber ignoriere die FU dabei zur Zeit völlig, konstatierte Gerlach. Er habe das Empfinden, daß sich die Politik ganz auf die Humboldt-Universität konzentriere, weil sie dort nach der Abwicklung eine freies Feld bestellen könne. Die FU, befürchtet ihr neuer Präsident, werde zu einem Steinbruch für den Wiederaufbau der Humboldt-Universität degradiert. In seiner Rede vor dem Konzil kündigte Gerlach an, innerhalb der Universität die vernachlässigten Studienreformen wieder in Gang zu bringen. Dennoch beginnt mit dem neuen Präsidenten weniger eine Reform-Ära als das zähe Ringen um Einflußnahme auf die hochschulpolitischen Weichenstellungen des Senats. Um innerhalb der FU dabei Konsens zu erzielen, will Gerlach aus allen politischen Lagern Vizepräsidenten wählen lassen. Winfried Sträter

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