: Ende vom Sockenschuß
Der Internationale Fußballverband stopft die letzten Löcher: „Fußbekleidung“ ab kommender Woche ein Muß ■ PRESS-SCHLAG
Um es mit Günter Bosch zu sagen: „Schwierig, ganz schwierig.“ (Sie wissen nicht mehr, wer das ist? Er hat doch dem Boris den Aufschlag gelehrt, bis morgens beim Frühstück die Benedicte immer schon an seinem Brötchen kaute... - aber lassen wir das, es führte zu weit.) Was uns Bosch jedenfalls klar machen wollte: Die Welt von heute ist kompliziert, komplex, unüberschaubar. Oder blicken Sie noch durch? Eben!
Da ist es einfach gut, daß es Regeln gibt. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder bei Rot über die Ampel... - oder gar: Es gäbe die Lichtsignale nicht? Kaum auszudenken. Nichts ginge doch mehr ohne all die Menschen, welche „unser Miteinander“ (v. Weizsäcker) in Paragraphen fassen und diese nach Bedarf durch Rechtsverordnungen erweitern und die dann mit Ergänzungen versehen, wobei ein Zusatz zur Ergänzung vielleicht erst letzte Klarheit schafft, wonach alles in eine Durchführungsvorschrift münden kann.
Ganze Kohorten und Legionen von Bearbeitern sind damit beschäftigt, das Leben in vernünftige Bahnen zu lenken, was nicht nur Brüssel und Straßburg erst die Daseinsberechtigung verschafft. „Die Entwicklung der Technologie und gesellschaftlicher Lebenssachverhalte“ ('Jur. Korsp.‘ 4/86) ergibt „neue regelungsbedürftige Tatbestände“ (ebd.). Beispiele? Gentechnik. Hacker. Betäubungsmittel. Was, bitteschön, sollte das Sozialversicherungsgesetz in einer Gesellschaft von Jägern und Sammlern?
Womit klar wäre, daß das gelegte Recht (de lege lata) von heute schon morgen überholt ist. Folge: permanenter Handlungsbedarf. (Dieser Begriff aus der „Hitliste stockdummer Politikerworte“ hat seine Spitzenstellung von 1988 derzeit leider an das „europäische Haus“ abgegeben.) Da mochten auch die Fußballer nicht zurückstehen.
Den 'FIFA-News‘ 6/89 ist zu entnehmen, daß der endgültigen und weltweiten Absage des Barfußspiels nun auch im Regelwerk Rechnung getragen wird. Bei der „103. Ordentlichen (sic!) Jahresversammlung hat der International Football Association Board (F. A. Board) in Edinburgh (Schottland) eine Neuerung eingeführt“, welche besagt: „Die Spieler sind ab 25. Juli dieses Jahres verpflichtet, eine Fußbekleidung zu tragen.“ Und weil nicht nur der Sockenschuß verunmöglicht werden soll, und damit auch sonst alles geklärt ist, gehören künftig „Hemd, Shorts, Strümpfe“ einfach dazu.
Alles o.k. mithin? Irrtum. Nicht näher definiert nämlich ist die „Fußbekleidung“: Stöckelschuh, Badelatschen, Italoslipper - oder was? Erst am 11. Juni 1990 trifft sich der F. A. Board in Rom wieder, zumindest so lange verharren wir ratlos.
PS: „Der Board steht der Entscheidung, Schienbeinschoner zu tragen, positiv gegenüber“ ('FIFA-News‘).
Thömmes
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