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Ende eines Abenteuers: Asko schluckte Coop-Reste

■ Kaufpreis auf 800 Millionen DM geschätzt/ Übernahme zum Jahresende

Frankfurt (ap/taz) — Angespornt von der Hoffnung auf kräftiges Umsatzwachstum im Westen und einen Boom im ostdeutschen Lebensmittelhandel hat der Einzelhandelskonzern Asko den Rest der skandalgeschüttelten Coop geschluckt. Der designierte Asko-Vorstandsvorsitzende Klaus Wiegandt bestätigte am Montag in Frankfurt entsprechende Berichte, wonach sein Saarbrücker Einzelhandelsunternehmen zum Jahresende die von der DG Bank und der Bank für Gemeinwirtschaft gehaltenen 90 Prozent des Grundkapitals der Coop übernimmt.

Die Höhe des Kaufpreises, der in Bankenkreisen auf 800 Millionen Mark geschätzt worden ist, wollte Wiegandt nicht bekanntgeben. Dennoch dürften die beiden Eigentümerbanken mit ewinem blauen Auge aus dem Coop-Abenteuer herausgekommen sein. Attraktiv ist der Coop- Rest vor allem geworden, weil er im Zuge der Sanierungsmaßnahmen mit einem steuermindernden Verlustvortrag von zwei Milliarden DM ausgestattet worden war, der nun dem neuen Eigentümer zugute kommt.

Mit dem Erwerb der restlichen Coop übernimmt Asko insgesamt 765 Filialen mit rund 18.000 Beschäftigten in den Ballungsgebieten Rhein-Main, West und Nord-West, die in diesem Jahr einen Umsatz von über vier Milliarden Mark erzielten. Filialen, die für rund sieben Milliarden DM Umsatz gut sind, waren zuvor schon an mehrere andere Handelsketten verkauft worden. Auch die ausländischen Coop-Beteiligungen sind im Verkauf an Asko inbegriffen, sollen jedoch Wiegandt zufolge „so schnell wie möglich liquidiert“ werden.

Die Coop-Übernahme wurde von Wiegandt selbst als „Wendepunkt in der Strategie“ seiner Gruppe gekennzeichnet, die damit „wieder Flagge im Lebensmittelhandel“ zeigen will. Weil der Versuch einer Expansion über neue Verkaufsflächen wegen der baurechtlichen Schranken in Westdeutschland heute wenig sinnvoll sei, müsse der Ausbau des Lebensmittelgeschäfts „primär durch Zukauf“ betrieben werden, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Im westdeutschen Lebensmittelhandel stehe man inzwischen am Ende des Konzentrationsprozesses. Anders sei die Lage in den neuen Bundesländern, in denen nach Schätzung Wiegandts ein „Umsatzkuchen“ von 34 Milliarden Mark zu verteilen ist.

Der verschachtelte Saarbrückener Kaufhauskonzern, dem rund 300 Einzelgesellschaften gehören, gilt als recht flüssig, seit er jeweils zehnprozentige Beteiligungen an die Metro-Gruppe, den britischen Mischkonzern Lonrho, die Westdeutsche Landesbank und die Begoha verkauft hat. Die Begoha ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Berliner Bank und der Gothaer Versicherungen. Mit dem für 1990 erwarteten Umsatz von knapp 20 Milliarden DM (noch ohne Coop) gehört die Gruppe zu den Spitzenreitern im Handel. Zu Asko gehört auch die Supermarktkette Massa.

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