KOMMENTAR: Ende der Politik
■ Wenn nichtmal mehr klappt, was alle wollen
Es gab wohl kaum ein Projekt, das so unumstritten begrüßt wurde, wie das neue Weserkraftwerk: Der Bürgermeister gab sein Wort, daß er es will, die SPD versprach es vor der Bürgerschaftswahl 1987, die Opposition von Grünen bis zur CDU ist einhellig dafür, die Bürgerschaft hat Millionenbeträge als Ausgleich der Anlaufkosten des Stroms aus Wasserkraft beschlossen. Und selbst Stadtwerke-Direktor Günter Czichon wurde in langen Sitzungen soweit gebracht, daß er im September öffentlich erklärte: „Ja, auch wir wollen das Weserkraftwerk.“
Es gab in Bremen aber wohl auch kaum ein Projekt, das so oft vor scheinbar unüberwindlichen Schwierigkeiten stand, wie das neue Weserkraftwerk — bis hin zu dem plötzlich aufgetauchten Argument, das Weserwasser sei ja im Besitz des Bundes und müsse deshalb für die Energieerzeugung gekauft werden. Scheitert das Projekt am Ende doch noch, wäre das das Ende aller Bremer Politik des Senats, der SPD und auch der Opposition: Denn wenn es in Bremen noch nichtmal möglich ist, zu verwirklichen, was alle wollen, dann wird auch die Willensbildung selber überflüssig. Dirk Asendorpf
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