Kommentar – vgl. S. 24: Elf Bremer Sisyphosse
■ Was Stadtreparatur so bedeuten kann
Elf Langzeitarbeitslose sollen Meter für Meter mit ihrer High-Tech-Druckmaschine durch den Bremer Graffiti-Wald strahlen – vom Arbeitsressort und der Bundesanstalt für Arbeit finanziert. Die armen ABM-Schlucker. Fünf Stunden Drecksarbeit, und am nächsten Morgen ist die mühsam erstrahlte Sauberkeit wieder dahin. Denn die Graffiti-Szene hat sich ob der sinnlosen Sauberkeitspolitik des Bremer Senats längst geschworen: Wer schon so blöd ist, einen schweren Stein nach oben zu rollen, der soll es zur Strafe auch immer wieder tun.
Daß die elf Langzeitarbeitslosen jetzt als arme Sisyphosse in die Annalen der Bremer Geschichte eingehen werden, ist bitter. Denn eigentlich geht das sinnlose Spiel auf Arbeitssenator Uwe Beckmeyers Konto. Da hat er sich wie Bürgermeister Ulrich Nölle mit seiner Patenschaften-Idee für Häuserwände und Innensenator Ralf Borttscheller mit seinem Kopfprämienvorschlag für Graffiti-Sprayer auch nichts Besseres ausgedacht.
Elf Arbeitslose weniger, das ist schon was, klopft sich der Arbeitssenator auf die breite Schulter. Daß er dabei aber auch noch von „aktiver Stadtsanierung“ spricht und rund 100.000 Mark aus dem Stadtreparaturfonds stibitzt, ist nicht mehr zu loben. Wer Sisyphosarbeit Stadtsanierung nennt, der müßte den Stein eigentlich selber noch oben rollen. Katja Ubben
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