Elbvertiefung : Noch lange nicht überzeugend
Der Hafen wird immer mehr zum Lichtblick in düsteren Zeiten. Klar, dass die Hafenlobby jetzt versucht, Forderungen zu stellen. Sollte es bei den heutigen Wachstumsraten im Welthandel bleiben, wäre zügiges Handeln in der Tat angezeigt. Vorher sollten sich Bund und Länder aber intensiv mit dem geplanten Tiefwasserhafen und den ökologischen Folgen einer Elbvertiefung auseinander setzen.
Kommentarvon Gernot Knödler
Es ist eine der schrillen Blüten des Föderalismus: Hamburg hat einen uralten Vertrag mit dem Deutschen Reich, nachdem dessen Rechtsnachfolger, der Bund, die Zufahrt zum Hafen sicherstellen muss. Hamburg bestellt, der Bund zahlt. Gleichzeitig treibt Niedersachsen – im Gegensatz zu Hamburg ein Nehmerland im Länderfinanzausgleich – unter voraussehbar hohen Kosten seine eigene Infrastrukturpolitik. Dass sie Hamburg das Wasser abgraben, dass unsinnig, weil doppelt Geld ausgegeben und die Natur geschädigt wird, ist den Niedersachsen egal. Im Gegenzug ignorieren die Hamburger die niedersächsischen Pläne geflissentlich. Es fehlt eine ordnende Hand.
Im Übrigen werden die Planer nachlegen müssen, um die Unbedenklichkeit der Vertiefung zu belegen. Das Sauerstoffloch in der Elbe, sobald einmal sommerliche Temperaturen herrschen, macht die vergangenen Elbvertiefungen fragwürdig. Über die bisherigen Kompensationsmaßnahmen ist längst der Überblick verloren gegangen, weil neue Projekte wie im Mühlenberger Loch den Ausgleich alter Projekte zunichte machen.