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El sistema de salud está muy grave

■ betr.: „Halbgötter in Geldnot“, taz vom 16.8. 96

Es geht nicht darum, ob in der nächsten Zeit einige Ärzte pleite gehen. Die Kassen sind pleite. Der Stand der medizinischen Entwicklung ist weit, mögliche Therapien teuer, das Auftreten chronischer Erkrankungen bei höherer Lebenserwartung und krankmachenden Verhältnissen erhöht. Nur: Wir Ärzte können wegen unterlassener Hilfeleistung – zu Recht – strafrechtlich belangt werden. Das heißt die Patienten erwarten von uns zu Recht das Angebot einer Therapie, die möglich ist. Und die Kassen versprechen weiterhin, die Kosten für jede anerkannte Therapie und Diagnose zu übernehmen. Sie legen sich nicht mit der Pharmaindustrie an, die ihre Produkte im Ausland wesentlich billiger verkauft. Aber sie mutet uns Ärzten zu, ein halbes Jahr später zu erfahren, ob wir für eine Leistung eine Mark oder nur 50 Pfennig erhalten. Eine Blutuntersuchung pro Patient, den Rest sollen wir selber tragen. Laborkosten werden schon jetzt von unserem Honorar abgezogen. Kein Verwaltungsbeamter der Kassenärztlichen Vereinigung würde sich – bei der Finanzlage – nur noch die Hälfte des Gehalts auszahlen. Ich bin seit 15 Jahren in einer gutgehenden mittelgroßen Praxis niedergelassen und erkenne mein Einkommen in den veröffentlichten Angaben über Durchschnittseinkommen nicht wieder. Ich werde meine Praxis schließen und von Sozialhilfe leben müssen. Okay, das geht anderen auch so. Nur der Stand der medizinischen Versorgung wird darunter erheblich leiden. Untersuchungen in Krankenhausambulanzen – oft wiederholt, da man dort zu den Patienten keinen so kontinuierlichen Kontakt hat, werden die Kosten nicht reduzieren helfen. Oder so auf den Notfall beschränkt bleiben, daß sich nur die Privatzahler eine gründliche Abklärung leisten können. Der Tante-Emma-Laden muß bleiben, sonst werden wir bald in Hals, Nasen, Ohren, Augen, Herz, Bauch, Psyche und Psychosomatik eingeteilt. Dr. med. Dorothea Ridder,

Berlin

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