American Pie: Eiszeit in Nashville
■ Mit den Predators aus Tennessee begrüßt die Eishockeyliga NHL ein neues Mitglied
My hands were clinched in fists of rage.
Wenn der Name Nashville fällt, denkt man gemeinhin an Dolly Parton, Johnny Cash oder Willie Nelson, möglicherweise auch an Robert Altman, aber ganz gewiß nicht an Eishockey. Das soll nun anders werden. Am Samstag gaben die „Nashville Predators“ ihr Debüt in der National Hockey League (NHL), in „Music City“ hat „die Eiszeit“ Einzug gehalten, wie Team-Besitzer Craig Leipold unermüdlich verkündet.
Bis zum letzten Jahr, als die Tennessee Oilers in die Football-Liga NFL aufgenommen wurden, war nicht nur Nashville, sondern ganz Tennessee profisportliches Brachland. Um Spiele der NBA oder Major League Baseball zu sehen, mußten die Fans schon nach Atlanta fahren, und die nächste NHL- Stadt war St. Louis, 250 Meilen von Nashville entfernt. Eishockey war zwar nicht unbekannt in der Metropole der Countrymusik, doch die Nashville Ice Flyers aus der zweitklassigen Central Hockey League hattenkaum Fans, machten Verluste und zogen schließlich nach Albany in Georgia um.
Als die NHL vor 17 Monaten Nashville das erste von vier sogenannten „Expansion-Teams“ zugestand, machte sich Leipold zügig daran, die Trommel für sein Projekt zu rühren. Der Millionär aus Wisconsin tat sich mit den Betreibern des legendären Country-Palastes Grand Ole Opry zusammen und vermied all jene Fehler, die den aus Houston zugewanderten Oilers in ihrem ersten Jahr zu schaffen machten und auch diese Saison noch dafür sorgen, daß ihre Heimpartien selten ausverkauft sind. Weil ihr Stadion noch nicht fertig war, spielte das NFL- Team vorübergehend in Memphis und fand so weder dort noch im eigentlichen Heimatort eine Fan-Basis. Schlechtes Marketing und der aus Texas übernommene, wenig passende Name, der nun schnellstens geändert werden soll, taten ein übbriges. Leipold dagegen warb auf zahlreichen Veranstaltungen für seine Predators und überschwemmte die Stadt in den letzten Monaten mit dem Logo der „Raubtiere“, einem Säbelzahntiger, der auf T-Shirts, Mützen und anderen Gegenständen prangt. Das grimmige Tierchen fand großen Anklang, und schon vor Saisonbeginn überholte das Hockeyteam die Football-Konkurrenz in punkto Merchandising und entfachte so etwas wie Eishockeybegeisterung in der Stadt. Die von der NHL geforderten 12.000 Saisontickets konnten verkauft werden, und das mit großem Tamtam zelebrierte erste Match in der fast 18.000 Leute fassenden, funkelnagelneuen Nashville Arena war ausverkauft. Zuvor hatte Leipold die Spannung dadurch angeheizt, das alle neun Vorbereitungsspiele auswärts bestritten wurden. Den Zuschauern hatte man Kopfhörer verabreicht, mittels denen ihnen Regeln und Finessen des eisigen Sports erklärt wurden, doch den eindeutig größten Spaß beim unglücklichen 0:1 gegen die Florida Panthers hatten sie, als Predator Patrick Cote seinen Kontrahenten Paul Laus während einer Rauferei zu Boden streckte.
„Mit harter Arbeit können wir die meisten unserer Spiele gewinnen“, glaubt Stürmer Darren Turcotte, der renommierteste Spieler der Predators. „Wir haben einen Dreijahresplan“, sagt Craig Leipold. „Dieses Jahr mithalten, nächstes Jahr besser werden und im dritten Jahr hoffentlich die Play- offs schaffen.“
Noch deutlicher wird Coach Barry Trotz, der aus dem Trainerstab des Stanley-Cup-Finalisten Washington Capitals kam: „Dieses Jahr ist die Basis für eine Organisation, die irgendwann den Stanley Cup gewinnen will.“ Spätestens dann werden zumindest einige sportbegeisterte Leute beim Namen Nashville nicht mehr nur an Johnny Cash denken. Matti Lieske
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