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Eistaucher betonieren den Potsdamer Platz

■ Auf der debis-Baustelle beginnen die Unterwasserarbeiten. 21 Taucher überwachen die Einbringung der Beton-Sohle

Auf der Baustelle von debis/ Daimler Benz am Potsdamer Platz startet heute die Phase „Extrembau“. Bei Minusgraden und klirrender Kälte in den ausgeschachteten Gruben beginnen die Unterwasserarbeiten in dem 19.000 Quadratmeter großen Baggersee. In dem Gewässer, das ständig in Bewegung gehalten wird, damit es nicht zufriert, „werden 21 Berufstaucher die Einbringung der Beton-Sohle und die Positionierung der 2.000 Auftriebsanker überwachen“, erklärte gestern Ute Wüest von Vellberg, Pressechefin bei debis. Die Unterwasserbetonierer, die sich ins eisige Naß stürzen, legen am Grund eine meterdicke Betonwanne, aus der später das Grundwasser abgepumpt wird.

Die Auftriebsanker sollen die Wanne im Erdreich festhalten. Ohne sie würde das Fundament vom Grundwasser nach oben gedrückt. „Die Arbeitsbedingungen in 17 Meter Wassertiefe sind extrem“, so von Vellberg. Jeder Taucher sei bei der Arbeit „allein auf seinen Tastsinn angewiesen“, da bereits nach fünfzig Zentimeter Tiefe im Baggerloch kaum etwas erkennbar wäre. Das Wasser „ist zu trüb, um etwas zu sehen“, teilte die Sprecherin mit. Die Taucher wüßten zwar, was sie am Grund zu tun hätten, dennoch seien sie immer per Funksprechgerät mit dem Pontonschiff verbunden und erhielten auch von dort Anweisungen für ihre Tauchaktion, sagte von Vellberg.

Der Extremeinsatz bei fast null Grad Wassertemperatur im größten Baggerloch der Stadtmitte ist derzeit noch „wärmer“ als die Maloche an der Oberfläche. Dort sind seit Tagen die Arbeiten auf den Baustellen „deutlich reduziert“, meinte von Vellberg. Der Sandaushub für den zweiten Baggersee auf der Baustelle am Potsdamer Platz ruhe, weil der nasse Sand, sobald er aus dem Wasser komme, in der kalten Luft anfriere. Für die Baukolonnen sei es zu gefährlich, bei den niedrigen Temperaturen dort weiterzuarbeiten. Derzeit gleicht der zweite See darum einer Eisbahn.

Mit den großen Wassergruben, die bis zu vier Stockwerke in die Tiefe gehen, will debis/Daimler Benz verhindern, daß es zu einer Grundwasserabsenkung im nahen Tiergarten kommt. Aus diesem Grund wurde auf das Abpumpen größtenteils verzichtet und das Betonierverfahren unter Wasser gewählt. Aus dem großen See sollen noch in diesem Jahr die Rohbauten für die Bürogebäude und Wohnbauten sowie das Casino und ein Musicaltheater wachsen. Auf der Baustelle am Landwehrkanal sind das debis-Hochhaus des Architekten Renzo Piano und die Büroblöcke von Arata Isozaki bereits im Rohbau. Die beiden Häuser sollen im Juli 1997 fertiggestellt sein. Rolf Lautenschläger

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