: Einzelhandel baut ab
Zum zweiten Mal in Folge Umsatzeinbußen. Traditionelle Fachgeschäfte leiden besonders, Discounter profitieren. Verbände fordern Möglichkeit zum Schlussverkauf
Hamburgs Geschäfte haben 2003 zum zweiten Mal in Folge an Umsatz verloren. Wie sich aus den Zahlen ergibt, die die Fachverbände des Hamburger Einzelhandels und der Einzelhandelsverband gestern mitteilten, hat sich ein Teil des Umsatzes vom Facheinzelhandel auf Discounter wie Aldi oder Media Markt verlagert. Die Zahl der Beschäftigten sank um 3.000 auf 58.000. Im kommenden Jahr würden wohl trotz eines leichten Umsatzwachstums weitere 1.000 Stellen abgebaut. Ludwig Görtz, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes, verlangte Einschränkungen des Demonstrationsrechts, um Kunden nicht zu vergraulen.
Der Einzelhandelsumsatz ohne Versandhandel ging um 150 Millionen Euro auf 9,6 Milliarden Euro zurück. Das entspricht einem Rückgang von 1,5 Prozent, gegenüber 2,5 in 2002. Während die Fachgeschäfte drei bis vier Prozent einbüßten, legten Discounter um drei bis vier Prozent zu. „Zum bekannten Erlebniskauf sowie Versorgungskauf ist nun das ‚Preiserlebnis‘ hinzugekommen“, formulierte Ulf Kalkmann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes. Motto: „Geiz ist geil!“ Im Facheinzelhandel entwickelten sich lediglich Wellness- und Kosmetik-Läden gegen den Trend.
Verbandspräsident Görtz macht Sorge, dass in Hamburg 200.000 Quadratmeter neue Einzelhandelsfläche geplant seien – die Europa-Passage mit 35.000 und die Hafencity mit 40.000 Quadratmetern nicht mitgerechnet. Im Umland seien 235.000 Quadratmeter in Planung. Görtz: „Auf jedem Rübenacker will einer bauen.“ Damit keine Konkurrenz zur City entstünde, müsse die Verkaufsfläche in der Hafencity auf 15.000 Quadratmeter begrenzt werden.
Um die City vor den „Auswüchsen“ des Demonstrationsrechts zu schützen, schlug Görtz vor, Demonstrationen zumindest auf dem Jungfernstieg und der Mö‘ auf 200 Teilnehmer zu begrenzen. „Alles, was darüber hinausgeht, kann diese Stadt nicht verkraften.“
Angesichts der anstehenden Änderung des Wettbewerbsrechts plädieren die Einzelhändler für die Beibehaltung der Möglichkeit, sich auf freiwilliger Basis auf Winter- oder Sommerschlussverkäufe zu einigen. „Der Handel muss ein Marketinginstrument haben, um Saisonware loszuwerden“, sagte Wolfgang Linnekogel von den Fachverbänden. Gernot Knödler