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Einsames Rufen im Walde?

■ BDA veröffentlicht Gedankenmodelle zur Stadtentwicklung

Eines der meistgebrauchten Schlagwörter in den Debatten über Stadtentwicklung in Hamburg heißt „Neue Planungskultur“. Gemeint ist damit im Allgemeinen der Wunsch der Architekten und betroffenen Bürger nach der Einbeziehung in einen Dialog mit den Fachbehörden, der über feigenblattartige „Ja, Ja, Bla, Bla“-Runden hinaus geht. Mit der Installation der Stadtentwicklungsbehörde und der Berufung einer willigen Senatorin Müller, schien man dem Ziel ein deutliches Stück näher gekommen zu sein. Als Vorbild für den ersten Versuch in diese Richtung, dem „stadtdialog Hamburg“ im Mai '93, diente das Stadtforum in Berlin. Anders als diese Runde, trafen man sich in Hamburg allerdings nur ein einziges Mal.

Die aus diesem Anlaß gehaltene, ambitionierte Rede der Vorsitzenden des Bundes Deutscher Architekten (BDA) Mirjana Markovic liegt nun in der hauseigenen Schriftenreihe zusammen mit einem Beitrag von Klaus von Dohnanyi vor. Die darin geäußerten Hoffnungen auf ein neues ganzheitliches Denken und einen konstruktiven Dialog wirken vor der tatsächlichen Hamburger Stadtentwicklungspolitik allerdings eher bitter. Wirkliche mutige Vorstöße zu einer konstruktiven Diskussion mit der Stadt blieben aus, und die ersten zaghaften Runden Tische blieben meist ohne konkretes Ergebnis. Zudem ist recht zweifelhaft, daß wenigstens diese unter dem neuen STEB-Hausherren Mirow fortbestehen.

Der schmale Band „Hamburg und Europa, Gedanken zur Stadtentwicklung und Baukultur“ (Knut Reim Verlag) liefert hier zwar unwiderstehliche Argumente für eine „beteiligte Mitverantwortung“ (Dohnanyi). Auch ziehen der sich ausladend selbst lobende Politiker und die Architektin mit deutlichen Forderungen im wesentlichen an einem Strang. Dennoch wirkt beides ein wenig wie einsames Rufen im Wald. An Hamburgs Linie „Im Dunkeln ist gut Munkeln“ werden auch treffliche Diskussionsvorschläge wie diese sich die Zähne ausbeißen. Dennoch muß man froh sein, daß wenigstens in kompetenten Zirkeln engagiert über neue Konzepte nachgedacht wird, denn die Forderung nach mehr Demokratie im Planungsverfahren braucht zwingend mehr Druck. tlb

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