KOMMENTAR: Einig wider Willen
■ Die Polizei und ihre Feinde könnten sich verbünden
Noch ist die Zeit der gegenseitigen wüsten Beschimpfungen nicht vorbei. Während die Polizei-KritikerInnen den Beamten im Steintor „Rassismus“ und „Folter“ vorwerfen, begreifen sich die Polizisten nicht etwa als Prügler, sondern als Prügelknaben und sehen in ihren Kritikern nur einen verlängerten Arm der Drogenmafia. Doch immerhin: Zum ersten Mal haben sich am Mittwochabend beide Seiten drei Stunden lang zugehört.
Zwar haben sie es selber im Eifer des Wortgefechts noch gar nicht gemerkt, aber in einem zentralen Punkt waren beide Seiten dabei völlig einer Meinung: Die Polizei kann das Drogenproblem nicht lösen. Und wird sie trotzdem dazu gezwungen, droht sie selber zu verkommen.
Noch folgt nichts aus dieser gemeinsamen Einsicht. Aber das kann sich ändern. Würde sich die Polizei an diesem Punkt mit ihren schärfsten Kritikern verbünden, wäre es bald vorbei mit der bisherigen Ampel-Strategie, von Sozialprogrammen gegen die Drogensucht nur zu reden und mit demonstrativer Repression im Steintor zu handeln. Dirk Asendorpf
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