■ Kommentar: Einflugschneise
Ist das klug, was der Wissenschaftssenator da macht? Daß er sich als Erster hinstellt und laut „hier“ ruft, wenn es darum geht, wo die Millionen eingespart werden können. Vielleicht, wenn es darum geht, die eigene Klientel auf das sowieso Unvermeidliche möglichst früh einzustimmen.
Außerdem ist der Abbau von Studienplätzen kein ungeschickter Sparweg: Die Betroffenen künftigen Studenten haben keine Lobby. Es sind die jetzigen Oberstufenschüler, deren Abiturbedingungen erst vorgestern verschärft wurden. Für sie wird der Kapazitätsabbau eine Erhöhung des Nummerus Clausus bedeuten, egal ob Fachbereiche abgeschafft oder zusammengeschrumpft werden. Die jetzigen Studenten und Professoren hingegen versprechen sich vielleicht sogar eine Erleichterung von weniger Anfängern. War es doch unerträglich, daß auf 280 real nicht besetzte Stellen stets neue Studierende zugelassen wurden.
Aber auch hier ist das letzte Wort nicht gesprochen. Besteht doch die Gefahr, daß das Problem Vakanzrate nur als Einflugschneise für tiefere Einschnitte genutzt wird. Uni-Präsident Jürgen Lüthje will, daß dem Maß, in dem Stellen künstlich vakant gehalten werden, weniger Studierende zugelassen werden. Hajen aber sprach gestern davon, Vakanzrate und Kapazitätsabbau parallel zu verhandeln.
Wer weiß, am Ende wird die Vakanzrate „unter Finanzierbarkeitvorbehalt“ gesenkt. Jene Klausel, die bereits das Steko-Konzept zur Makulatur werden läßt, in dem ein Studienplatz-Abbau ausdrücklich abgelehnt wird. Aber was schert uns das Geschwätz von gerade eben.
Kaija Kutter
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