piwik no script img

Einfach mal Äpfel mit Birnen vergleichen

■ Was wird gebaut: die Arena im Volkspark oder das Stadion am Millerntor? Ein Vergleich

Äpfel lassen sich prima mit Birnen vergleichen. Beide wachsen an Bäumen, sind Untergattungen der Rosengewächse und schmecken köstlich. Mit ähnlicher Berechtigung lassen sich zwei Neubauten in Hamburg vergleichen: die Arena im Volkspark und das Stadion am Millerntor. Immerhin treten diese zwei Projekte in direkten Wettstreit miteinander. Um Investoren und vor allem um Mieter der Nicht-nur-Sportstätten buhlen sowohl die Firma Deuteron, die die Mehrzweckhalle in Bahrenfeld errichten will, als auch das Team im Architektur-Büro Weisener, das sich für das Stadion stark macht.

Was bisher geschah: Die Planung für beide Projekte läuft schon seit Jahren. Im Volkspark wurde die Arena gekoppelt mit dem Neubau des Stadions. Am 30. Juni diesen Jahres legte Deuteron genau fristgerecht der Stadt ein Konzept vor, das die privatwirtschaftliche Errichtung und den Betrieb einer Halle erlaubt. Geplanter Baubeginn: Februar 2000.

Beim FC St. Pauli ist man schon einen Schritt weiter: Hier liegt die Baugenehmigung für das Stadion bereits vor. Geplanter Baubeginn derzeit: Frühjahr 2000.

Die Hürde Finanzierung: Bei beiden Projekten gibt es Schwierigkeiten, Investoren aufzutreiben. Für die Arena, mit 145 Millionen Mark kalkuliert, fordert Wankum Geld von der Stadt ein, um die Unterdeckung von 20 Millionen Mark zu subventionieren. Darüber hinaus forderte er von Anfang an eine Zusage der Stadt, dass keine nicht-sportlichen Veranstaltungen am Millerntor stattfinden dürften.

Das wäre der Tod für das Stadion, stellt doch diese Nutzung einen großen Teil des Finanzierungsplans des Stadions dar, der im Moment mit 100 Millionen Mark gehandelt wird. Darüber hinaus wollte die Hamburgische Landesbank diesem Plan in der vergangenen Woche nicht folgen, was allerdings daran liegen kann, dass sie nicht mit Arena und Stadion zwei konkurrierende Projekte finanzieren will.

Die Pluspunkte: Im Volkspark soll eine echte Mehrzweckhalle entstehen; das kann das Stadion nicht sein, sondern es bleibt stark witterungsabhängig, trotz einer Dachkonstruktion. Auf der anderen Seite hat es drei Vorteile: die Lage, die Lage und die Lage. Mitten in der Stadt, gute HVV-Anbindung.

Die Prognosen: Die Arena im Volkspark kommt nur, wenn die Stadt bei der Finanzierung unter die Arme greift. Ansonsten müßte sich Deuteron eine elegante Lösung ausdenken, um eine Konventionalstrafe zu vermeiden, schließlich war der Bau des Volksparkstadions gekoppelt an den Bau der Halle.

Das Millerntor-Stadion wird erst dann erneuert, wenn ein vernünftiger Finanzierungsplan vorliegt. Dazu gehört zumindest der Erhalt der Zweitklassigkeit des FC St. Pauli und die mittelfristige Orientieung in Richtung Bundesliga . Eberhard Spohd

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen