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Archiv-Artikel

WAS MACHT EIGENTLICH ...Seyran Ateș? Einen Preis erhalten

Von WS

Die 41 Jahre alte Seyran Ateș hat gestern im Roten Rathaus den Berliner Frauenpreis erhalten. Die Wahl der Preisträgerin hat wegweisenden Charakter, denn in der Biografie der Rechtsanwältin kurdisch-türkischer Herkunft bündeln sich viele Aspekte, die mit der Migrationsgeschichte der letzten 40 Jahre zu tun haben.

Kaum vierjährig wird Ateș in der Türkei bei Verwandten zurückgelassen, weil ihre Eltern als „Gastarbeiter“ nach Berlin gehen. Zwei Jahre später holen sie sie und ihre Brüder nach. Im Wedding lebt die Familie fortan in einer Einzimmerwohnung. Die Schule ist für Ateș wie ein Befreiungsschlag. Sie lernt schnell Deutsch und übersetzt schon als Kind für die Familie auf Behörden. Je älter sie wird, desto zerrissener fühlt sich Ateș zwischen den zwei Kulturen. Zu Hause muss sie unterwürfige Türkin sein. In der Schule ist sie Deutsche, „Miss 2.000 Volt“ ist ihr Spitzname. Mit 17 hält sie das nicht mehr aus und haut von zu Hause ab, beginnt nach dem Abitur ein Jurastudium, engagiert sich in einem Frauenprojekt für Türkinnen und wird dort 1984 von einem türkischen Nationalisten niedergeschossen. Sie überlebt schwer verletzt, braucht Jahre, um gesund zu werden und ihr Jurastudium abzuschließen. Seit 1998 hat sie ihre eigene Kanzlei und tritt vor allem für die Rechte von Migrantinnen und zwangsverheirateten Frauen ein. Ateș ist Kopftuchgegnerin – für sie ist es ein Symbol für die Unterdrückung der Frau. WS FOTO: NRD

Ateș liest am Donnerstag, 19 Uhr, aus ihrem Buch: „Große Reise ins Feuer“. Café der Schokofabrik, Mariannenstr. 6