piwik no script img

Eine wässrige Einheit in der EKD

■ Abschluß–Papier der Synode der Evangelischen Kirchen / Deutliche Akzentverschiebungen in der Beurteilung der Lage der Entwicklungsländer / In der Entwicklungspolitik Rutsch nach rechts

Von Dietmar Bartz

Bad Salzuflen (taz) - „Der Wille zur Einheit ist stärker als der Wille, sich auseinanderzuentwickeln“, faßte der West–Berliner Landesbischof und Ratsvorsitzende der EKD, Martin Kruse, den Richtungsstreit um die zukünftige kirchliche Entwicklungspolitik zwischen Katholiken und Protestanten zusammen. „Hohe Schwellen“ auf dem Weg zur Gemeinsamkeit aller christlichen Kirchen seien noch zu überwinden. Die abschließende „Kundgebung“ ist demzufolge als Konsenspapier geschrieben und gegenüber dem ursprünglichen Entwurf völlig verwässert. Der hatte die aus der Kolonialzeit ererbten Wirtschaftsstruktu ren, den Machtmißbrauch durch internationale Konzerne und eine unkritische Übertragung westlicher Entwicklungsmodelle als einzige Ursachen der Massenarmut genannt. Eine paritätisch besetzte Kommission aus KirchenLinken und Konservativen schrieb das Papier völlig um, um die einheit nach außen zu bewahren. Jetzt haben die Multis nur noch „zunehmende Bedeutung für viele Entwicklungsländer“ und „bedürfen wirksamer Kontrolle gegen Mißbrauch“. Während zunächst der „Waffenhandel mit der Dritten Welt eingeschränkt werden“ sollte, werden jetzt nur noch „Milliarden für überproportionale Waffeneinkäufe der Entwicklungsländer vergeudet“. Solche Akzentverschiebungen schlagen sich auch im Haushalt 1987 nieder. Das Missionswerk, das von den konservativen Evangelikalen als zu politisch kritisiert wurde, muß auf die beantragte Mittelerhöhung verzichten. Die ebenfalls ins Schußfeld geratene Evangelische Studentengemeinde (ESG) muß sich das „Vertrauen“ der Synode erst wieder erwerben, um über Gelder für biblisch–theologische Arbeit verfügen zu dürfen. Der Versuch rechter Synodaler, die Zuschüsse an den Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen (BUKO) in Frage zu stellen, scheiterte zwar, aber die Synode beschloß, daß die inhaltliche Auseinandersetzung darum in den zuständigen Vergabegremien geführt werden soll.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen