: “Eine verdiente Quittung“
■ Der Ortsamtsleiter Hucky Heck über das grüne Wahl-Desaster im Viertel
taz: Begreifst Du den herben Verlust der Grünen im Ostertor und Steintor auch als Mißerfolg deiner eigenen Arbeit als „grüner“ Ortsamtsleiter?
Hucky Heck: Nein, da würde ich auf gar keinen Fall einen direkten Rückschluß auf die Arbeit hier vor Ort ziehen.
Aber verhindert hat sie das Wahldesaster zumindest auch nicht.
In diesem Wahlkampf hab' ich mich ja überhaupt nicht weiter engagiert — außer in dem Wahlaufruf für die Grünen, den ich mitunterzeichnet habe.
Was ist denn mit der grün-alternativen Szene hier los?
Ich denke, nach allem, was ich in Gesprächen gehört habe, daß ganz viele Leute überhaupt keine Lust hatten auf Wahl. Und ich glaube, daß ein Großteil dann wirklich nicht wählen gegangen ist. Viele Jungwähler haben diesmal SPD gewählt. Das war absehbar, denn die grüne Partei veraltet ja. Außerdem muß es früher oder später einfach zurückschlagen, wenn man glaubt, man könnte zwei verfeindete Parteien unter einem Parteihut sammeln.
Und letztlich ist es so, daß die Grünen gerade zu den bundespolitischen Themen in der letzten Zeit keine Antworten mehr hatten. Wenn man sich nur mal überlegt, wie lange es gedauert hat, bis die Grünen zur Wiedervereinigung überhaupt irgendwas sagen konnten — da war der Zug schon lange abgefahren.
Andererseits: Wenn die nächste Bürgerschaftswahl ausgehen würde wie jetzt die Bundestagswahl in Bremen, dann wäre Rot-grün wieder eine rechnerische Möglichkeit.
Im Moment sehe ich nicht zuletzt aufgrund der Person des Bürgermeisters keine Möglichkeit für Rot- grün. Das wird Rot-gelb werden, das ist überhaupt keine Frage. Zum anderen ist so ein Bundestagsergebnis — gerade in Bremen — beileibe nicht übertragbar. Da gab es immer sehr starke Unterschiede.
Du hast gesagt, die Grünen drohen zu veralten. Ist nicht die gesamte grün-alternative Kultur ein aussterbendes Modell?
Das kann durchaus passieren, wenn es den Grünen nicht gelingt, erstens wieder eine Utopie zu entwickeln, zweitens Themen für sich zu besetzen — heute sind ja alle für Umweltschutz —, drittens zu lernen, daß man allein unter ökologischer Sicht nicht alle Probleme lösen kann und viertens, für Diskussionen zu sorgen, in denen nicht jeder sofort mit dem Vorschlaghammer auf den anderen einhaut, wenn er Positionen, die man so haben müßte, verläßt.
Und das kann sich noch entwickeln?
Ja, ich glaub' da nach wie vor dran, weil es hier vor Ort auch klappt. Ich denke, daß man eben lernen muß, daß man seine Vaterkonflikte nicht in der Partei abarbeiten kann.
Fragen: Dirk Asendorpf
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