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Eine kleine Gurkennummer

■ Muß man nach dem Rauswurf van Halems das Filmfest 1995 abschreiben?

Für seinen Gegenschlag hat sich Gerhard van Halem gediegenes Ambiente ausgesucht. Vergangene Woche wurde bekannt, daß dem Geschäftsführer der Hamburger Filmfest GmbH bereits mit Wirkung zum 24. Dezember 1994 fristlos gekündigt worden war (taz berichtete). Gestern vormittag lud er in das „Berlin Zimmer“ des „Hotels Atlantik“, um seine Sicht der Vorgänge zu erläutern.

Der 53jährige Festival-Manager sieht sich als Opfer einer „politischen Rochade“. Individuelle Interessen, die sich hinter Verbandsinteressen verschanzten, hätten sich verbunden, um ihn loszuwerden. Konkret gehe es für einige Funktionäre darum, sich Posten für die Zeit nach der für April anvisierten Zusammenlegung des Hamburger Filmbüros und des Filmfonds zur Filmförderungs GmbH zu sichern. Da sei er, van Halem, im Wege gewesen. Er nannte auch einen Namen für den seiner Meinung nach tätigen Strippenzieher im Hintergrund: Thorsten Teichert, den Chef des Filmbüros.

Die Gesellschafter der Filmfest GmbH – an der 50.000-Mark-Gesellschaft sind das Filmbüro, der Filmstadt Hamburg e.V., der Norddeutsche Produzenten Verband sowie die AG-Kino zu je einem Viertel beteiligt – geben allerdings andere Gründe für van Halems Kündigung an. Thorsten Teichert erläuterte gegenüber der taz ihren Standpunkt. Danach ist alleiniger Anlaß der Kündigung das Defizit von 400.000 Mark, das das Hamburger Filmfest 1994 eingefahren hat. Dieses Defizit sei, so Teichert, den Gesellschaftern erst mit sieben Wochen Verspätung bekannt gemacht worden. Außerdem habe man in den folgenden Gesprächen mit van Halem dreierlei erfahren müssen: Es habe von der Geschäftsführerseite aus keine kooperative Ursachenforschung für das Defizit gegeben; man habe nicht mehr an einem Strang ziehen können, wie mit dem Defizit umzugehen sei; schließlich habe man keine gemeinsame Perspektive für eine Defizitvermeidung 1995 erarbeiten können. Dies habe zu einer „schweren Vertrauenskrise“ geführt, aufgrund der sich die Gesellschafter zur Kündigung entschlossen hätten. Teichert: „Natürlich ist das ein schwerer Schlag, aber es war die Ultima ratio.“

Van Halem hin, Teichert her: Die Lage ist verworren. Die für Hamburgs Kinogemeinde wichtigste Frage aber lautet: Findet diesen Herbst überhaupt noch ein Filmfest statt? Aufgrund der üblichen langen Vorlaufzeiten müßten die Vorbereitungen schon auf Hochtouren laufen – tun sie aber aufgrund der Ereignisse ganz und gar nicht.

Van Halem ist sich denn auch sicher: „Ne kleine Gurkennummer können die Gesellschafter vielleicht noch schaffen.“ Das will Thorsten Teichert so nicht stehenlassen. Zwar sieht auch er das Fest als gefährdet an, doch abschreiben müsse man es nicht: „Die Gesellschafter müssen jetzt Handlungsfähigkeit beweisen.“ Bereits morgen will man möglichst den Nachfolger präsentieren. Dirk Knipphals

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