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Eine Vereinigungsfeier der Pfiffe und Buhrufe

■ Der Zusammenschluß des Berliner Sports erfolgte stimmungsvoll mit reichlich Tumult und Widerspruch

Charlottenburg. Statt mit Stil und Würde vereinigte sich der Berliner Sport in einer turbulenten Außerordentlichen Mitgliederversammlung des Landessportbundes unter „Pfui“-Rufen und empörten Vorwürfen, wie „Unverschämtheit“ und „Schweinerei“. Nur mit allergrößter Mühe wurde die Vereinigung wenigstens formal vollzogen.

Einen Tag nach der Auflösung des Turn- und Sportbundes Berlin im Ostteil ist der LSB damit von rund 400.000 auf etwa 550.000 Mitglieder gewachsen. Die Addition der Zahlen verhinderte nicht die völlig aus den Fugen geratene Sitzung.

Der erste Streit betraf die vom LSB-Präsidium mit einer Satzungsänderung gewünschte Aufnahme von bezirklichen Sportarbeitsgemeinschaften. Westverbände, wie die Fußballer und Schwimmer, protestierten energisch. Mehrere Delegierte befürchteten, daß „der bei uns freie Sport wieder als Staatssport manipuliert werden kann“.

LSB-Präsident Manfred von Richthofen spürte bald, daß er in dieser aufgeheizten Atmosphäre für seine Pläne niemals die erforderliche Zweidrittelmehrheit zusammenbekommen würde. Der Sportmanager schwenkte kurzfristig um und vertagte das Problem bis zum Mai 1991. Der bisherige Vorsitzende des Ostverbandes, Wolfgang Schmahl, verfolgte die Debatte mit sichtlicher Verwunderung und mit zunehmender Zornesröte im Gesicht.

Doch die Enttäuschung über den teilweise aggressiven Verlauf der festlichen „Einigungsfeier“ wurde bei den Wahlen noch größer. Dabei gab es sogar tumultartige Szenen. Es wurde eine persönliche Vorstellung der neuen Vorstandsmitglieder verlangt, die vom Präsidium abgelehnt wurde. Es kam am Ende zwar eine übergroße Mehrheit für alle vorgeschlagenen Funktionäre zusammen, aber das änderte nichts mehr am nachdenklichen Fazit von Schmahl: „Keine Hochstimmung.“

Auch von Richthofen sprach in Moll: „Der Zusammenschluß ist nicht nur eitel Freude, Sonnenschein. Wir sagen nicht, es ist toll, daß wir hier gemeinsam in die Zukunft des Sports schaukeln.“

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