■ Spätkauf: Eine Schneekanone
Manche Sachen kann man nicht kaufen, das Wetter zum Beispiel. So was ist schade für Leute, die schon alles haben. Nicht daß ich bereits zu denen zählen würde, aber irgendwann kommt man in das Alter, in dem man sich nur mehr schwer an das Gefühl erinnern kann, an Weihnachten aus dem Fenster zu blicken und draußen Schnee liegen zu sehen, wie sich das so gehört. Wenn ich beim Gänsebratenverdauungsspaziergang am 1. Feiertag unbedingt durch graubraune Matschpfützen würde staksen wollen, könnte ich auch nach Spanien ziehen, da ist wenigstens den Rest des Jahres das Wetter besser.
Dieses Jahr hatte ich so meine Hoffnungen, aber die schmolzen nach dem fiesen Wärmeeinbruch hinweg, über den sich nur unsere Gasrechnung freute. Das ist nicht fair: Zwei Wochen lang kriegt man die Bude nicht richtig warm, aber sagt sich, das Leiden hat doch einen höheren Sinn, endlich bekommen auch mal die Kinder ein bißchen Schnee zur richtigen Zeit zu sehen. Und eines Morgens guckt man raus, und es sieht auch nicht anders aus als in der Zeit, die sie hierzulande Hochsommer schimpfen. Wesentlich weniger naß war es da jedenfalls auch nicht.
Deshalb wünsche ich mir dieses Jahr eine Schneekanone. Leider kenne ich niemanden, der gleichzeitig genug Geld und einen ausreichenden Sinn für überflüssige Weihnachtsgaben hat, um mir eine zu schenken. Also habe ich im Internet gesucht, was so eine Schneekanone kostet, um mir notfalls selbst eine zu kaufen. Ich habe keinen Preis gefunden, aber die Information, daß es nun auch Schneekanonen gibt, die bei Plusgraden funktionieren.
Ein Australier hat sie erfunden, um endlich auch zu Hause snowboarden zu können. Zuerst muß man allerdings ein Zelt über das zu beschneiende Gelände bauen, dann bläst die Kanone soviel flüssigen Stickstoff durch die Gegend, daß die Temperatur auf bis zu –20 Grad absinkt. Dann erst wird Wasser per Druckluft in die Gegend befördert, und es schneit. Zugegeben, ein bißchen viel Aufwand für ein wenig Schnee, aber auf natürlichem Wege wird das nichts mehr mit weißen Weihnachten. Thomas Winkler
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