: Eine Riesenverdrängungsleistung
betr.: „Gedenken für die NPD“, taz vom 9. 4. 05
Es ist doch wohl so, dass auch in der alten BRD kein Neuanfang getätigt wurde; das Mitläufertum in Ministerium, Verwaltung und auch Medien, sofern es politisch tätig wurde, kam wieder in höchste Ämter (Globke, Filbinger, Kiesinger, Carstens u. a.), die Bevölkerung wollte von ihrem Versagen nichts wissen; das Wirtschaftswunder war, wie Alexander und Margarete Mitscherlich darlegten, eine Riesenverdrängungsleistung. Waren nicht die Reps in mehreren Landtagen, teilweise über 10 Prozent wie in Baden-Württemberg? Was verdrängt wird, kehrt immer wieder, sagte Sigmund Freud. Es müssen ja nicht gleich Konzentrationslager sein. Wird bei der Berichterstattung über das „Dritte Reich“ nicht immer nur über Hitler und sein Umfeld, über die unsäglichen Verbrechen in den KZs und den Krieg erzählt? Was aber mit oben erwähnten Mitläufern und der Bevölkerung? Und den Kriegsgewinnlern Flick, Abs, Krupp, Degussa etc.? Warum ist die Passivität der Bevölkerung über den Sozialkahlschlag so ausgeprägt? Und gibt es diese Art Mitläufer wirklich nicht mehr? Denn wie in den Verbänden, in den Parteien und in den Medien skrupellos gelogen wird, weckt Assoziationen, denn auch o. g. Mitläufer waren Karrieristen. WOLFGANG HÖRNER, Berlin
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.