: Eine Posse in unzähligen Akten
■ SPD Hamburg Mitte und Altona: Erneute Anhörung zum Kunstprojekt Park Fiction
Am 19. Februar fanden sich zahlreiche AnwohnerInnen, die OrganisatorInnen des Park Fiction-Projekts und einige BezirkspolitikerInnen zu einer Informationsveranstaltung der Stadtentwicklungs- und der Umweltbehörde zusammen. Einer vorgeblich zu geringen BürgerInnenbeteiligung wegen haben die SPD-Fraktionen Altona und Mitte zusätzlich für den morgigen Dienstag eine AnwohnerInnen-Anhörung anberaumt. Mit einem Offenen Brief reagierte der in der Gruppe Park Fiction an der Planung des Antoni-Parks beteiligte Künstler Christoph Schäfer nun auf die erneute Infragestellung des Projekts, das die Hamburger Kunstkommission 1995 zur Realisierung empfahl.
In dem Brief heißt es unter anderem: „Park Fiction erweiterte die Autonomie der Kunst auf alle TeilnehmerInnen am Planungsprozess ... sechs Monate lang wurde ein öffentliches Planungsbüro von einem vor Ort installierten Container aus betrieben.“ Gegenüber den über 1000 beteiligten Personen möchte die SPD offenbar die Interessen jener AnwohnerInnen vertreten, die bisher zur Planung freiwillig schwiegen.
Zu unübersichtlich (mithin zu unkontrollierbar) und zu laut werde sein, was auf dem Gelände zwischen Pudel Klub und Antoni-Kirche entstehen soll, so warben die BezirkspolitikerInnen auf der Info-Veranstaltung um jenes Klientel. Gänzlich unwichtig dagegen sind ihnen AnwohnerInnen, die sich durch Lärm belästigt sehen könnten, im Fall der ganz in der Nähe, neben dem Pudel Klub gelegenen Riverkasematten und angrenzender Flächen, die eigentlich ebenfalls der Park Fiction-Gruppe zur Planung überlassen waren. Dieses Areal wurde Klaus Kretschmer, seit letzter Woche auch Eigentümer der Roten Flora, auf 50 Jahre zur Erbpacht gegeben. In den Kasematten plant er eine Diskothek, und auch das Gelände drumherum soll regelmäßig für Outdoor-Partys genutzt werden.
Als sei dies der Planungswirren nicht genug, haben die Bezirke dem Kaufmann auch noch ein Stück Grün direkt vor den Hafenstraßenhäusern „zur Überplanung und Herrichtung anhand“ gegeben, wie das in schönstem Bürokratendeutsch heißt. Darauf nun konnte sich Kretschmer rechtlich berufen, als er – ebenfalls letzte Woche – kurzerhand von einer Gärtnerfirma die Vegetation dem Kahlschlag anheim geben ließ: Übersichtlicher sei es so, begründete er nach Protesten der HafenstraßenbewohnerInnen sein gegen die dort tätigen Dealer gerichtetes privates Vorgehen. Angesichts der Interessen-Mengelage rund um die Hafenkehre dürfte die für morgen von den SPD-Fraktionen der Bezirke Mitte und Altona anberaumte, zusätzliche Anhörung zum Antoni-Park einigen Zündstoff bieten. Christiane Müller-Lobeck
morgen, 19 Uhr, St. Pauli Kirche
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