Krisenmanagement bei Schaaf und Allofs : Eine Frage der Härte
KLAUS ALLOFS, 51, und THOMAS SCHAAF, 46, sind seit 1999 damit beschäftigt, Bremen unter den Spitzenteams zu etablieren Foto: dpa
In der Analyse der 1 : 2-Heimpleite gegen den MSV Duisburg waren sich Werder-Trainer Thomas Schaaf und Sportdirektor Klaus Allofs weitgehend einig. Allofs nannte es eine „desolate Leistung“, Schaaf sagte: „Das war nix, ohne Wenn und Aber.“ Was die beiden noch einte, war eine gewisse Ratlosigkeit. „Ich kann es mir nicht erklären“, gestand Schaaf, als er direkt nach dem Spiel Ursachen nennen sollte, warum seine Profis so dilettantisch zu Werke gegangen waren.
Der Coach erhoffte sich Aufklärung von den Spielern: „Wenn man so eine Leistung abliefert, dann ist es Zeit, dass man sich unterhält. Wir müssen die Mannschaft fragen, wie so etwas zustande kommt.“ Er tat das gleich am Sonntagmorgen, an dem die Werder-Profis ursprünglich frei haben sollten. Man mag es Straftraining nennen, man kann es auch als Aufarbeitung eines Betriebsunfalls bezeichnen. Es wurde lange gesprochen. Wohlgemerkt gesprochen, nicht gebrüllt. So weit bekannt wurde, hat der Trainer zwar deutlich seine Kritik geäußert, aber er hat die Mannschaft keineswegs in Grund und Boden gestampft. Ganz offensichtlich hat sich der Trainer für den Dialog mit der verunsicherten Mannschaft entschieden. Ergo machte es für ihn keinen Sinn, draufzuhauen.
Allofs’ Ankündigungen hingegen konnten durchaus als Drohung zu verstehen sein: „Wir werden wie in den letzten Wochen nicht tatenlos zusehen. Wir werden Maßnahmen ergreifen, um einen Schlussstrich unter diese Phase zu ziehen“, sagte er. Der Sportdirektor, gemeinhin mit einer Engelsgeduld ausgestattet, scheint eher als Schaaf an einem Punkt angekommen, an dem er härteres Durchgreifen für angebracht hält.
Er hatte nicht nur verunsicherte Spieler gesehen, sondern auch eine leblose Mannschaft, die sich nicht gegen die drohende Niederlage stemmte. „Wir müssen jetzt alles andere außen vor lassen, Vertragsgespräche, Gedanken um EM-Teilnahmen. Jetzt gilt nur die totale Konzentration auf Werder.“ Und da war er sich ganz sicher wieder mit dem Trainer einig. SVEN BREMER
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