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Eine Chance für den Laubenpieper

■ Der neue Chef des Deutschen Theaters stellt sich vor – und läßt die Kritiker verstummen

Die Parole war schnell gefunden. „Laubenpieperlösung“, so kommentierten Journalisten und Theaterleute die Entscheidung des Kultursenators Peter Radunski (CDU), den Chefsessel des Deutschen Theaters an dem Intendanten des heimischen Maxim Gorki Theaters zu vermachen.

Doch als Radunski seinen Mann gestern der Presse präsentierte, zogen die Feuilletonisten spürbar die Krallen ein und signalisierten ihre Bereitschaft, Bernd Wilms eine Chance zu geben. Sie waren einem Theatermann begegnet, dem die ablehnenden Reaktionen sichtlich unangenehm waren und der behutsam versuchte, erst einmal Land zu gewinnen: Keine Angst vor dem studierten Theologen und promovierten Theaterwissenschaftler. Kein großspuriger Emporkömmling, sondern ein Mann der leisen Töne.

Er wolle, so Wilms, keine abstrakten Konzepte präsentieren und kein unnützes Namedropping veranstalten. Nur soviel sei sicher, das Deutsche Theater müsse seine Kapazitäten besser nutzen. Acht Premieren pro Spielzeit seien zu wenig. Bei einem Ensemble von 70 Schauspielern und einem Etat von 38 Millionen Mark sei das „unproportional“. Über Personalien war lediglich zu erfahren, daß Oliver Reese, jetzt noch Chefdramaturg am Festungsgraben, mit Wilms ans Deutsche Theater wechseln wird. André Schmitz, bisher Finanzchef der Deutschen Oper, wird Verwaltungsdirektor.

Radunski unterstrich noch einmal, daß Wilms' Berufung kein Votum gegen das Maxim Gorki Theater bedeute. Über einen neuen Intendanten will der Senator bis zum Herbst entscheiden.

Mit dem geplanten Umbau der DT-Kammerspiele wird es bis Herbst allerdings nichts. Weil die Baufirma Probleme hat, heißt es offiziell. Aber auch Wilms hat Probleme mit dem Konzept seines Vorgängers Thomas Langhoff für das kleine Haus. Ihm schwebt eine bescheidenere Lösung vor. Auch er sieht die Kammerspiele jedoch als Ort für zeitgenössisches Theater: „Schon Reinhardt wollte die Kammer als kleines Haus für zeitgenössische Autoren. Das waren damals Ibsen und Strindberg. Heute sieht zeitgenössisches Theater ganz anders aus.“

So behutsam wie entschieden will Wilms die Traditionsbühne neu erfinden. Die am Gorki Theater erprobte Zusammenarbeit mit der Ernst-Busch-Schauspielschule will er fortsetzen. Denkbar sei auch die Zusammenarbeit mit einem der Opernhäuser.

Den Job traut sich Wilms zu. „Vor einem Jahr hat auch noch keiner daran gedacht, an Hertha BSC im Zusammenhang mit der Champions-League zu denken“, sagt Wilms. Esther Slevogt

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