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Archiv-Artikel

Einblick (24)

Rüdiger LangeGalerist, Kurator

taz: Seit wann und warum leben Sie in Berlin?

Rüdiger Lange: Seit 1984. Das nomadische Prinzip, das in Berlin herrscht, kommt mir dabei bis heute sehr entgegen. Die Zelte immer mal wieder abzubrechen und an einem anderen Ort neu anzufangen, ohne in der künstlerisch-kuratorischen Arbeit den roten Faden zu verlieren.

Wie wichtig ist der Standort Berlin für Ihre Arbeit?

Der Standort Berlin steht im ständigen Wechselverhältnis mit meiner Arbeit. Pragmatisch gesehen ist Berlin die Stadt, in der vor allem Raum verfügbar ist. Darüber hinaus gibt es eine unglaublich lebendige Szene und engagierte Leute. Als Galerist und Kurator kann ich hier aus einem Pool hervorragender junger Künstler und arrivierter Positionen schöpfen.

Woran arbeiten Sie gerade?

Ich bin seit knapp zwei Jahren künstlerischer Leiter der heeresbaeckerei-kultur in Berlin-Kreuzberg. In den ehemaligen Back- und Magazinsälen der Industriebäckerei ist als zentraler Ausstellungsraum meine Galerie loop- raum für aktuelle kunst untergebracht. Allerdings betrachte ich das Kulturprogramm der heeresbaeckerei nicht als eine One-Man-Show: Es geht mir darum, ein pluralistisches Konzept zu etablieren. So haben inzwischen auch viele Protagonisten aus dem Bereich der elektronischen Musik hier eine Plattform gefunden.

Was wundert Sie in der Berliner Kunstlandschaft am meisten?

Mich wundert, wie eine so vielfältige Kunstszene, wie sie Ende der 90er-Jahre in Berlin vorhanden war, von der Stadt derartig konsequent ignoriert werden konnte. Bewundernswert ist dabei, dass trotz Stagnation und verpasster Chancen die Anziehungskraft Berlins für Künstler und Kulturschaffende immer noch ungebrochen ist.