: Ein unheymlich langer Abgang
Auch große Moralisten denken manchmal klein, weiß der Bundestagsabgeordnete Gerald Häfner (Bündnis 90/Die Grünen). Angeblich aus Abscheu vor der Geldgier seiner parlamentarischen Kollegen hatte Stefan Heym vor drei Wochen zur Diätenreform seinen Abgang inszeniert. Allein: Der Alterspräsident hat sein Mandat noch gar nicht niedergelegt, wie Häfner gestern in der Einheitsdebatte des Bundestages enthüllte. Häfners Verdacht: Der Mann mit dem PDS- Ticket wolle wohl vor allem das Übergangsgeld mitnehmen, das ihm nach einem Jahr Bundestagszugehörigkeit erst von 31. Oktober an zustehe.
Gregor Gysi mußte den Moralisten aus den eigenen Reihen verteidigen. Faul sei der im Gegensatz zu Häfners Vorwürfen schon gar nicht gewesen, sondern habe etwa eine Stiftung in seinem Wahlbezirk Prenzlauer Berg aufgebaut. Nur damit seine persönlichen Mitarbeiter nicht überraschend arbeitslos würden, bleibe Heym bis Ende Oktober.
„Billige Vorwürfe“, kontert der Schriftsteller: Das Übergangsgeld von rund 10.000 Mark, so kündigte er an, werde er an das Projekt in seinem Wahlkreis spenden, mit dem ein Heim für minderjährige Mütter und ihre Kinder unterstützt wird.Mon
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